Winterwanderung mit Hund im Appenzellerland – hier ist nicht alles Käse

Heimat ist, wo das Herz wehtut.

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Winterwanderung mit Hund im Appenzellerland – hier ist nicht alles Käse

Jeder kennt ihn, den Appenzeller® Käse, dessen Rezept angeblich das «würzigste Geheimnis der Schweiz» ist. Unter Hundefreunden bekannt ist auch der Appenzeller Sennenhund, im Volksmund «Bläss» genannt, der als Hüte- und Treibhund massgeblich zum Gelingen des berühmten Käses beiträgt. Über die Grenzen hinaus beliebt ist ebenfalls sein schönes Hundehalsband mit den kunstvollen Metallapplikationen. Auch der Alpstein, das imposante Voralpengebirge mit dem Säntis als höchstem Gipfel (2502 m), hat jüngst durch Berichte in National Geographic und Promi-Fotos auf Instagram den Bekanntheitsgrad des Appenzellerlandes erheblich gesteigert und somit die Zahl der Wanderer und Touristen.

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Idyllisches, unberührtes Appenzellerland.

Wer aber kennt das andere Appenzellerland? Das weniger prominente, ruhigere, nicht minder spektakuläre, wenn es um Traditionen, Landschaften und Aussichten geht? Knapp sechs Kilometer hinter dem Hauptort Appenzell, dem namensgebenden Herzstück des Kantons Appenzell Innerrhoden, beginnt es: Appenzell Ausserrhoden – als Kanton weit weniger bekannt als sein kleiner berühmter Bruder. Aber es ist der Teil des Appenzellerlandes, wo es für Hundewanderer noch echte Geheimtipps zu entdecken gibt.

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Fotomotive gibt es hier viele, aber nur ein Model.

Vor allem im Winter, wenn sich der felsige, mächtige Alpstein schneebedeckt und unnahbar gibt, bietet nebenan das hügelige Appenzellerland ungeahnte Wandermöglichkeiten mit Hund und wahrlich märchenhafte Aussichten auf Säntis, Vorarlberger Alpen, Rheintal und den Bodensee. Begleite uns auf eine traumhafte, circa dreieinhalbstündige Winterwanderung mit Hund dorthin, wo nicht nur alles Käse ist.

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Am Weg trifft man so manchen freundlichen zwei- und vierbeinigen Appenzeller.

Unser Ausgangs- und Endpunkt ist die beschauliche 3000-Seelen-Gemeinde Gais im Appenzeller Mittelland am Fusse des Alpsteins, etwa sechs Kilometer von Appenzell und 15 Kilometer von St. Gallen entfernt. Gais, das geschichtsträchtige Dorf, wo bereits 1405 die tapferen Appenzeller in der Schlacht am Stoss siegreich gegen eindringende Habsburger kämpften, war im 18. Jahrhundert ein berühmter Molkekurort. Bis heute hat sich der idyllische Ort seine Qualität als Oase der Erholung und Entspannung bewahrt. Entgegen der frühen Historie herrscht hier nun Ruhe und Frieden zwischen Einheimischen und «Fremden».

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Gais liegt im Winter meist über dem Nebelmeer des Rheintals.

Zu erreichen ist Gais sehr gut mit dem Auto oder mit der roten Appenzeller Bahn, die von Altstätten aus sogar noch per Zahnradtechnik den steilen Stoss-Pass hinauf schnauft. Besonders an Wintertagen, die im St. Galler Rheintal und Unterland oft trüb und neblig sind, ist bereits die Anfahrt in das 920 Meter hoch gelegene Dorf ein Erlebnis der besonderen Art. Wenn sich plötzlich der Nebel lichtet und eine strahlende Sonne vom wolkenlosen, kitschig blauen Himmel den Schnee zum Glitzern bringt wie tausend Diamanten, ist man angekommen im zauberhaften Wintermärchen des Appenzellerlandes und in der Heimat unseres weit gereisten Mischlingshundes Herrn Monet, der Dich gern mitnimmt auf seine Lieblingsroute.

Gäbris – Sommersberg und zurück

Viele Wege führen von der Dorfmitte auf den 1241 Meter hohen Gaiser Hausberg «Gäbris». Wir wandern am liebsten die Riesernstrasse hinauf, nicht zuletzt deshalb, weil Monet sich dort meist auf ein Leckerli der netten Nachbarn freuen darf. Nach circa zehn Minuten auf der steilen Riesernstrasse biegen wir am Bauernhof Langenegger, circa 50 Meter vor dem Stall mit dem Schild «Bauernhof Glacé», rechts ab auf den gelb markierten schmalen Wanderweg, der hügelaufwärts führt.

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Vorne rechts geht’s den Hügel hinauf.

An schneereichen Wintertagen empfiehlt sich warmes, dichtes Schuhwerk mit gutem Profil sowie wasserdichte und vor allem atmungsaktive Winterbekleidung, da beim Anstieg zum Gäbris über 320 Höhenmeter stetig steigend am Stück gemeistert werden wollen. Nicht nur für eine kurze Atempause lohnt es sich, beim Hinaufwandern ab und zu innezuhalten und zurückzublicken, denn nach wenigen Metern bietet sich an klaren Tagen bereits ein herrlicher Blick auf Gais und die am Horizont majestätisch in den Himmel wachsenden Vorarlberger Alpen.

Die mächtigen Riesen der Voralrberger Alpen im Blick.

Die Besiedlung weicht oben einzelnen Streusiedlungen und kleinen Waldstücken rechts und links des Wegs. Hier darf unser gut abrufbarer Hund stets frei und ohne Leine seine eigene Spur im Schnee hinterlassen, interessanten Spuren nachschnüffeln, andere vierbeinige Schneewanderer und ihre Zweibeiner begrüssen und hie und da wichtige gelbe Nachrichten im Schnee deponieren – oder den einen oder anderen Schneehang als Sprungschanze nutzen, wenn wieder einmal einer der heiss begehrten Schneebälle geflogen kommt. Ein echtes Hundeparadies für Sportskanonen wie Monet!

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Wer sagt denn, dass Hunde nicht fliegen können?

Auch deshalb, weil die Einheimischen viel Verständnis für Hunde haben und vielfach selbst Hundehalter sind. So trifft man auf der Wanderung manch kommunikativen Appenzeller in tierischer Begleitung und wird stets mit einem herzlichen «Grüezi» und dem einen oder anderen freundlichen Wort bedacht, bevor jeder wieder seines Wegs geht.

Auf einer Anhöhe nach den letzten Häusern, wo an luftigem Ort ein Gaiser »Geissen Bänkli« steht, bietet sich dem Wanderer an klaren Tagen der Blick zum «Schwäbischen Meer», dem Bodensee.

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Herr Monet kennt den Weg zum Gäbris auswendig.

Nach einer guten Stunde erreicht man den Gäbris, wo man von der Aussichtsterrasse des Gasthauses «Oberer Gäbris» eine grossartige Aussicht zum Alpstein sowie zu den österreichischen Alpen auf der anderen Seite geniessen kann und an sonnigen Tagen auch einen wärmenden Punsch oder eine stärkende Ovo. Wie in den meisten Appenzeller Gasthäusern, bekommt der Vierbeiner auf Anfrage einen Napf mit Wasser serviert. Wer hier bereits eine längere Pause einlegen möchte, findet auf der Speisekarte unter den Appenzeller Spezialitäten bestimmt etwas Feines.

Von Bibern und Geheimnissen

Apropos Appenzeller Spezialitäten: Als energiereiches Zwischendurch-Doping für unterwegs sollte man sich unbedingt vor der Wanderung unten im Dorf mit «Appenzeller Biberli» eindecken, kleinen feinen Lebkuchen mit Naturhonig und Mandelfüllung, dem idealen Motivations-Leckerli gegen Unterzuckerung für die Zweibeiner des Wanderrudels.

Vom «Oberen Gäbris» folgen wir dem Weg hinab, wo das Gasthaus «Unterer Gäbris» zur Einkehr lädt. Begeistert stapft Herr Monet vor uns durch die Winterlandschaft zum romantisch eingeschneiten Gäbrisseelein. Wo im Sommer Entenfamilien und bunt schillernde Libellen zu Hause sind und ein Grill- sowie Picknickplatz zur Rast einlädt, regen im Winter skurrile Schneeverwehungen und glitzernde Eiszapfen die Fantasie des Wanderers an.

Wir lassen das Moorseelein rechts liegen und folgen Herrn Monet und dem nun wieder breiten Weg bergab, bevor wir in einer Rechtskurve dem Hinweisschild zum «Sommersberg» nach links folgen. Vorbei am «Ferienheim Schwäbrig» wandern wir über Weidewanderwege durch einen kleinen, verwunschenen Moorwald hindurch, wo im Sommer herrliche Heidelbeeren gedeihen und im Winter das eine oder andere Reh im Unterholz anzutreffen ist. Jagende Hunde sollten hier deshalb besser an der Leine gehen. Hinter dem Moor steigt der Weg erneut an und führt durch ein Waldstück hinauf zum Sommersberg, von wo man einen herrlichen Blick auf Alpstein, Gäbris und die bisher zurückgelegte Strecke hat. Von hier wandern wir nun stetig bergab, den Hinweisschildern folgend zurück in Richtung Gais.

An der Hauptstrasse angekommen, empfiehlt es sich, diese zu überqueren und an der Bahnhaltestelle «Hebrig» vorbei über den nicht befahrenen Hügelgrat des «Hohegg» zu wandern, von wo sich ein fantastischer Blick auf das zauberhaft verschneite Gais öffnet.

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Gais – eingebettet in die sanfte Appenzeller Hügellandschaft.

Nach circa dreieinhalb Stunden an der klaren, frischen Winterluft kommen wir auf dem mit dem Wakkerpreis gekrönten Dorfplatz mit seinen stattlichen Bürgerhäusern an. Mit geröteten Wangen, vielen Eindrücken und einem glücklichen Hund freuen wir uns nun auf ein gemütliches Chäsfondue bei knisterndem Kamin, neben dem sich Herr Monet zufrieden schnarchend in seinem Körbchen einrollt.

Ob der Fondue-Käse nun echter Appenzeller® aus AI sein muss oder die feine Spezialmischung aus der Gaiser Käserei in AR, das bleibt persönliche Geschmacksache und unser gut gehütetes Geheimnis.

nurMut…Wandern im Schnee tut gut!

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Die Tour auf Gäbris und Sommersberg in Kürze

Ausgangspunkt: Bahnhof, Schul- oder Dorfplatz Gais

Höhenmeter gesamt: 551 m (jeweils hinauf und hinab)

Ziel Gäbris und Sommersberg: 1241 m ü. M. und 1170 m ü. M.

Schwierigkeitsgrad: Einfach, gute Kondition Voraussetzung

Distanz: gesamt ca. 13 km

Reine Gehzeit: ca. 3,5 Std. 

Auch geeignet für Familien und ältere Menschen mit guter Kondition und Erfahrung im Winterwandern. In Waldstücken empfiehlt es sich wegen der Wildtiere, jagende Hunde an der Leine zu führen. Diese Rundwanderung ist natürlich auch in den anderen Jahreszeiten bei gutem Wetter traumhaft schön, im Sommer kann man am Gäbrisseeli wunderbar picknicken und grillieren. Auf Teilstücken ist im Sommer mit Vieh auf den Weiden zu rechnen.

1 Kommentar zu Winterwanderung mit Hund im Appenzellerland – hier ist nicht alles Käse

  1. Schmitthans u. Frau // 22/03/2020 um 16:11 // Antworten

    Hallo ihr vielen und weniger vielen Wanderer.
    Die mit vollem Herzblut vorgestellte Wanderung von Petra ist an Schöheit fast nicht zu überbieten. Es ist eine Strecke, die auch einem Flachländer wie mir keine Mühe bereitet, sie zu gehen. Die schönen Ausblicke lassen jeden Höhenmeter vergessen.
    Ich weiß, was ich bestätige, denn ich bin mit meiner Frau die Strecke schon gegangen.
    Wir grüßen alle Wanderer und Naturfreunde.
    Schmitthans und Frau

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