Wiederholungstäter in den Dolomiten – mit Hund und Wohnmobil
Auf dem Traumpfad mit Wohnmobil und Hund.
Einmal Dolomiten – immer wieder Dolomiten.
Es gibt magische Orte auf der Welt, zu denen es einem immer wieder hinzieht. Von denen man nicht genug bekommen kann, und die sich niemals „abnutzen“. Die Dolomiten, das UNESCO Weltkulturerbe in den Alpen, gehören für uns definitiv zu diesen Seelenplätzchen. Umso mehr, seit wir sie letztes Jahr eine gute Woche am Stück zu Fuss überquert haben auf unserem grossen vierwöchigen Alpenabenteuer von München nach Venedig. Wer schon einmal, nur mit einem Rucksack bepackt, tagelang durch die Könige der Alpen marschiert ist und in ihren steinigen, wilden Bann gezogen wurde, wird verstehen, was ich meine.
Die Erinnerung an unsere letztjährige Traumpfad Tour weckte solche Sehnsucht in uns, dass wir auch dieses Jahr zurück an den „Tatort“ kehren wollten, um die mächtigen, zerklüfteten Felsriesen zu erwandern. Spontan nutzten wir die Hitzewelle im Juni, um auf entsprechender Höhe über 2’000m in angenehmen Temperaturen bei schönstem Sommerwetter die Bergwelt zu geniessen. Dieses Mal mit unserem Wohnmobil.
Dass unser Hund und Alpenheld Monet auch wieder mit von der Partie war, versteht sich von selbst.
Aber dass trainierte Alpenüberquerer auch mal ein totales Formtief haben können, das war mir neu…lest selbst…
Geheimtipp am Grödner Joch.
Unser erstes Ziel war das Grödner Joch, wo wir auf dem grossen Parkplatz neben dem Rifugio Frara ohne Probleme einen Top Parkplatz mit Superaussicht für unser grosses Reisemobil fanden. Ein sehr freundlicher, älterer Südtiroler begrüsste uns freundlich und erkundigte sich, wie lange wir bleiben wollen. »Zwei Tage und zwei Nächte erst einmal«, antworteten wir und bezahlten die Parkgebühren gleich bei ihm. Es gibt auf dem Parkplatz zwar keinen Strom oder Wasseranschluss, dafür steht man im hinteren Bereich ungestört mit schöner Aussicht, abends und nachts sehr ruhig und oft, wie auch in unserem Falle, fast ganz alleine. Ein echter Geheimtipp für Wohnmobile, die für ein paar Tage autark sind.Die ersten anderen Besucher, die uns am Grödner Joch begegneten, ein süddeutsches Rentner Ehepaar, machte mit seinem auf Hochglanz polierten Oldtimer, einem knallroten Porsche Traktor, eine Dolomitenrundfahrt. Stolz und freudig strahlend standen sie auf der Passhöhe neben ihrem »etwas anderen Cabriolet« und liessen sich von uns begeistert fotografieren.Auch sie nutzten die heisse Schönwetterperiode, um ihr Prachtstück mal wieder ausgiebig zu bewegen. Ein gewagtes Unternehmen, so ganz ohne Fahrzeugdach und Schutz vor Regen oder Gewitter. Im Gespräch stellte sich sehr schnell heraus, dass es sich bei den beiden Oldtimer Piloten um echte Abenteurer und Weltreisende handelte, die so leicht nichts aus der Ruhe bringen kann. Besonders imponiert hat mir dabei, dass beide mit dem roten Traktor fahren können. »Hut ab und nur Mut!«, kann ich dazu nur sagen.
Dünne Luft anstatt dicker.
Im Gegensatz zum letzten Mal, waren wir dieses Mal nicht langsam und zu Fuss auf das 2’125m hohe Grödner Joch gestiegen, sondern in wenigen Stunden mit »unserem Koffer« hierher gefahren. Das merkten wir spätestens auf unserem kleinen abendlichen Gassigang durch bunt blühende, duftende Alpenwiesen, hinauf zu Jimmy’s Hütte, die zwar nur 100 Höhenmeter weiter oben liegt, uns aber sauerstofftechnisch zunächst ein wenig zu schaffen machte. Die Luft über 2’000 m ist einfach dünner. Obwohl wir zuhause auch schon auf 950 m Höhe wohnen, gingen wir kurzfristig zur Schnappatmung über. Gut, dass wir uns am ersten Abend ein wenig akklimatisieren konnten, bevor es am nächsten Morgen per pedes in die Berge gehen sollte. Ein kühles Abendbierchen auf Jimmy’s Hütte mit phantastischem Blick auf den gegenüber liegenden, von der Abendsonne in warmes Licht getauchten Sellastock, steigerte unsere Vorfreude auf die nächsten Tage.
Herr Monet hatte seine eigene Motivation, morgen mit uns in die Berge zu steigen. Mit gespitzten Ohren, gerunzelter Stirn und aufmerksamem Blick sass er neben uns und lauschte dem hohen Fiepen der Murmeltiere auf den umliegenden Hängen, die ihm zu zurufen schienen: » Hey, Du kleiner Alpenhund, wo bleibst Du denn? Wir erwarten Dich schon! Fang uns doch…«
Bei unserer Rückkehr zum Wohnmobil waren wir fast ganz alleine auf dem grossen Parkplatz. Ausser einem anderen, kleineren Wohnmobil kein anderes Auto und keine Besucher mehr. Ruhe herrschte. Und das blieb auch die ganze Nacht so, bis morgens langsam das Leben auf dem Grödner Joch wieder zu erwachen begann.
Gewitterfront über den Cir Spitzen.
Wir packen am Vormittag unsere Rucksäcke und machen uns dieses Mal in umgekehrter Richtung auf den Weg in Richtung Puezhütte. Vorbei an Jimmy’s Hütte, die wir heute bereits ohne grosse Anstrengung erreichen, steigen wir durch niedrige Bergkiefernhänge hinauf. Bevor wir das Cir Joch erreichen, passieren wir ein grosses Steinfeld mit bizarr geformten, grossen Felsbrocken und spitzen Steinnadeln, die sich gen Himmel strecken.Bereits im letzten Jahr fühlte ich mich an ein grosses Spielzimmer von Steinriesen Kindern erinnert, die hier nachts im Mondschein mit ihren felsigen Bauklötzen spielen und vergessen haben, diese wieder ordentlich wegzuräumen. Vom Cir-Joch aus geniessen wir den Ausblick auf das majestätische Sella-Massiv, an dessen Fusse unser Reise LKW steht, der von hier oben wie ein kleines, weisses Matchbox Spielzeugauto wirkt.
Vom Cir-Joch steigen wir wieder ein Stück hinab, ignorieren die Abzweige nach Wolkenstein, von wo Wanderer in Richtung Crespeina Joch und Puezhütte aufsteigen, und wandern ebenfalls in Richtung Crespeina Joch hinauf weiter. Wir geniessen den Traumblick vom 2’530 m hohen Joch, von wo wir in der Ferne den mächtigen Langkofel aufragen sehen mit seinem steinernen Meer zu Füssen und ganz klein im Tal den Ort Wolkenstein. Auf schmalem Weg steigen wir zum Crespeina Seelein hinunter, das dieses Jahr sehr wenig Wasser hat. Dafür seltsame weisse, getrocknete Algen am Ufer, die von Ferne aussehen wie Altschnee. Tritt man mit den Wanderschuhe darauf, sind sie auch ähnlich rutschig wie Schnee. Leider bemerke ich das erst, als ich plötzlich und unverhofft mitten drin sitze in dem weissen, schmierigen Matsch. Unser Hund hingegen balanciert elegant und gekonnt auf dem Algenteppich und den umliegenden Steinen und nimmt ein erfrischendes Bad im kühlen Nass.
Das Seeufer lädt uns zu einer kleinen Rast ein. Während wir unsere belegten Brötchen verzehren, beginnen sich die vereinzelten schneeweissen Schönwetterwolken des Vormittags, langsam zu hohen Cumulus Türmen aufzubäumen. Ein faszinierendes, in den Alpen jedoch zugleich bedrohliches Szenario. Wir können förmlich zusehen, wie die Gewittertürme über den Gipfeln in den Himmel wachsen. »Lass uns lieber langsam zurück gehen«, rät mein erfahrener Bergführer und Ehemann.
Schweren Herzens brechen wir auf und treten den Rückweg an, da wir auf keinen Fall im Gebirge in ein Gewitter geraten wollen.
Wie weise diese Entscheidung war, erfahren wir kurz nach unserer Rückkehr, als wir sicher und trocken im gemütlichen Reisemobil sitzen, während um uns herum gleich mehrere, heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel toben.
Einzig unser tapferer Berghund fand das Unwetter im Wohnmobil gar nicht gemütlich. Blitz und Donner folgten so schnell und laut aufeinander, dass unser armer Vierbeiner mit eingeklemmtem Schwanz und Kopf unter der Pfote unterm Tisch sass und sehnlichst auf ein Ende des schrecklichen Wetters wartete. Leider haben wir bisher noch kein wirksames Mittel gefunden, um Gewitter für Herrn Monet erträglicher zu machen. Da hilft jedes Mal nur: »Augen zu und durch«.
Aufgeben so kurz vor der Pisciadu Hütte?
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne wieder von einem wolkenlosen Himmel, als sei nichts gewesen. Heute planen wir den knapp dreistündigen Aufstieg zur Pisciadu Hütte auf 2’587 m im Sellastock, den wir ebenfalls letztes Jahr auf der München-Venedig Tour absolviert hatten, als Teilstrecke auf dem Weg zum 3’152 hohen Piz Boé. Aufgrund der zu erwartenden Hitze starten wir früh am Morgen mit gepackten Rucksäcken.Direkt hinter unserem Parkplatz führt der geschwungene Wanderweg Nr. 666 zunächst durch üppig blühende Wiesen den Hang hinauf bis zum Val Setus, einem engen Taleinschnitt zwischen zwei steil aufragenden Felswänden. Hier steigen wir im Dolomitkies und -geröll auf sehr schmalem Zickzack Weg langsam und stetig hinauf. Herr Monet mit seinen filigranen Pfoten stets voran. Im Schatten der Felsriesen links und rechts von uns herrscht angenehme Kühle, so dass wir sehr gut vorankommen. Schnell wird der unter uns liegende Grödner Pass zu einer Spielzeuglandschaft. Ausser uns sind nur einige wenige andere Wanderer unterwegs. Auch hier merkt man, dass die Saison noch nicht allzu lange läuft, die Wege sind vom winterlichen Schnee und Eis ausgewaschen, steile Steinsteige teils weggebrochen, so dass an manchen Stellen der Aufstieg zum gewagten Balance- und Kraftakt wird. Nur gut, dass wir Monet heute wieder sein Berg-Geschirr angezogen haben, mit dem Robert ihn an besonders hohen Stellen hinauf hieven kann.Ich beneide unseren Hund und hätte an einigen Stellen auch gern so ein Geschirr. Stattdessen muss ich akrobatische Verrenkungen absolvieren mit dem schwankendem Rucksack auf dem Rücken, wenn meine Beine mal wieder zu kurz zu sein scheinen, und muss auf die helfende, ziehende Hand meines Ehemannes vertrauen.
Nach knapp zwei Stunden stetigen Aufstiegs im anstrengenden Geröll weiss ich plötzlich nicht mehr, wie mir geschieht. Mir ist schwindlig, Sehstörungen lassen das Gebirge vor meinen Augen verschwimmen, ich spüre starke Kopfschmerzen über dem rechten Auge und latente Übelkeit. Leicht benommen und völlig irritiert bleibe ich mitten im steilen Hang stehen und versuche tief und ruhig zu atmen. Meine zwei Mitwanderer bemerken meinen abrupten Stopp und schauen zu mir hinab. »Was ist los mit Dir?« ruft Robert mir zu. »Keine Ahnung. Mir ist auf einmal total schwindelig und ein wenig schlecht!« Robert steigt zu mir hinab und schaut mich an. »Wie siehst Du denn aus? Du hast ja total tiefe Augenränder und bist ganz blass!«
Nachkommende Wanderer überholen uns und sehen uns interessiert an. Ich setze mich auf einen Felsvorsprung und versuche, die Situation einzuschätzen. »Vielleicht hab ich zu wenig gegessen gestern Abend und heute früh? Oder die schwüle Wetterlage macht mir zu schaffen? Vielleicht auch die dünne Luft hier oben?« Besorgt und mit gerunzelter Stirn blickt Robert mich an, Monet mit schief gelegtem Kopf auch. »Dann müssen wir umkehren!«, sagt mein Mann bestimmt. »Was? Wir haben doch schon Dreiviertel der Strecke geschafft. Wir können doch jetzt nicht einfach umkehren. Eine kurze Pause, ein paar Traubenzucker, und dann geht‘ s schon wieder! Schliesslich hab ich letztes Jahr diese Strecke auch ohne Durchhänger geschafft, sogar noch weiter!«»Auf keinen Fall geh ich mit Dir so weiter. Und schon gar nicht den Klettersteig! Wir müssen ja schliesslich auch wieder zurück und nach unten« Mein Mann bleibt stur. Ich fühle mich total schlecht. Einerseits wegen meines desolaten, körperlichen Zustands, andererseits, weil ich mich als Weichei fühle, das den beiden anderen eine schöne Tour vermasselt. Ein letzter kläglicher Versuch, die Tour doch noch zu retten. »Ich schaff das schon! Nur ein wenig hier sitzen und ausruhen.« Aber ehrlich gesagt, glaube ich selbst schon nicht mehr an den Erfolg und beim Gedanken an den Klettersteig wird mir ganz anders. Schliesslich dreht sich Robert um und beginnt, den Rückweg einzuschlagen, Monet folgt ihm nach kurzem Zögern und blickt sich immer wieder nach mir um. Mit schlechtem Gewissen stehe auch ich endlich von meinem Felsen auf und steige langsam, enttäuscht und missmutig hinter meinen beiden Männern her. Dabei hatte ich mich so sehr gefreut auf die Pisciadu Hütte am See und das gelbe Alpenmohn Ballet, das der leise Bergwind mit den filigranen Blüten letzten Juli hier oben im kargen, hellgrauen Geröll veranstaltet hatte.»Nur gut, dass mir das auf unserer Fernwanderung nicht passiert ist«, murmle ich immer noch ungläubig und entschuldigend vor mich hin, als wir wieder ein Stück weiter unten nebeneinander her wandern. »Vielleicht wirklich der abrupte Höhenunterschied, der Dir zu schaffen machte. Oder einfach ein Formtief. Das kann jedem passieren. Besser, man erkennt die Zeichen des eigenen Körpers und reagiert vernünftig darauf, als dass man unbedingt was erzwingt und unnötige Risiken eingeht.«
Mein verständnisvoller, kluger Mann versuchte mich zu trösten. Er hatte ja recht. Und dennoch fühlte ich mich heute in vielerlei Hinsicht richtig schlecht.
Neuer Tag, neues Glück am Marmolada.
Nach einer erneut gewittrigen Nacht starten wir am nächsten Tag mit unserem Mobil in Richtung Fedaia See. Ich weiss nicht, wer sich mehr über die vielen Pässe in den Dolomiten freut, unser Fahrer oder unser kompakter LKW. Beide scheinen riesengrossen Spass an den engen Serpentinen hinauf und hinab zu haben und sind ganz in ihrem Element. Während Herr Monet in seiner Box und ich auf meinem Sitz sichtlich um Gleichgewicht und Contenance bemüht sind. Aber auch wir geniessen die Fahrt durch die vom Gewitter gereinigte Berglandschaft im schönsten Sonnenschein.
Auf dem Weg kaufen wir in Canazei ordentlich ein, damit für genügend Kalorien und Energie in den nächsten Tagen gesorgt ist. Vor allem eine Metzgerei in der Ortsmitte hat es uns dort sehr angetan. Hier bekommen wir ausreichend »Proteine« für unseren Grill.Unser nächstes Ziel liegt ebenfalls auf der München-Venedig Tour: der Fedaia Staussee auf 2’056 m. Hier finden wir oberhalb des Sees und der skurrilen „Steh-Bergbahn“ zum Marmolada Gletscher einen grossen, freien Sandparkplatz, wo man mit dem Wohnmobil gratis stehen und übernachten darf. Herrliche Rundum-Aussicht und eigener kleiner Alpenwiesengarten inklusive.Von hier aus sehen wir ganz deutlich den sogenannten »Bindelweg« oder »Viàl del Pàn«, den Höhenweg gegenüber des mächtigen Marmolada Massivs, den wir letztes Jahr auf unserem Weg nach Venedig gegangen sind. Dieses Jahr wollen wir die andere Seite, die Marmolada erkunden, den mit 3’343 m höchsten Berg mit dem einzigen Gletscher der Dolomiten.
Am nächsten Morgen erklimmen wir den Hang, der zum Fusse des Marmolada Gletschers führt. Nach meinem „Totalausfall“ vor zwei Tagen habe ich heute den Ehrgeiz, die geplante Tour zu schaffen, und zwar ohne die Bahn zu nehmen, mit der die meisten Tagesausflügler hier bequem hinauf gleiten. Durch farbenfrohe Alpenflora schrauben wir uns stetig auf dem schmalen Weg hinauf. Bis zur Pflanzengrenze, ab der wir uns nur noch in nacktem Gestein vorwärts bewegen. Eine faszinierende, karge Felslandschaft in hellem Grau und sandigem Beige umgibt uns plötzlich.Die grossen Dolomitfelsplatten, die hier Teile des steilen Wegs bilden, sind erstaunlich griffig unter den Wanderschuhen. Der Satz: »Man könnte glatt die Wände hinauf gehen«, bekommt hier einen realen Sinn. Nach anfänglich zögernden Schritten gehen wir beherzt die vermeintlich glatten Felsen hinauf und finden uns bald auf einem Hochplateau wieder, wo grüne Almwiesen zwischen den Felsen wachsen: Murmeltierland entlang des Col dei Bous. Wir steigen die letzten Höhenmeter hinauf zur Rifugio Pian dei Faccioni und weiter zum Fusse des Marmolada Gletschers auf 2’700m Höhe zum Rifugio Cap. al Ghiacciaio.
Heute haben wir 600 Höhenmeter an einem Stück mit Bravour geschafft. Die alte Form ist zurückgekehrt. »Gott sei Dank«. Mit Blick auf den schneeweissen, im Sonnenlicht gleissenden Marmolada Gletscher machen wir hier oben in luftiger Höhe Rast.
Ein friedlicher Ort. Kaum zu glauben, welch tragische Szenen sich hier in diesen zerklüfteten Dolomitenfelsen vor 100 Jahren im ersten Weltkrieg abgespielt haben. Ein Museum am Fedaia See zeugt von den unmenschlichen, widrigen Umständen, unter denen die österreichischen (und italienischen) Soldaten hier damals kämpfen und (über-)leben mussten.
Den Rückweg vom Gletscherfuss zum See hinab wählen wir um den Col dei Bous herum. Ein schöner Rundwanderweg, in kurzen Passagen seilversichert, mit Hund jedoch gut machbar.
Ein munter plätschernder Bergbach mit vielen kleinen Gumpen liegt auf dem Weg, wo wir die zweite Rast des heutigen Tages einlegen und unseren erhitzten Füssen ein Fussbad im kühlen, klaren Gletscherwasser gönnen, während unser Vierbeiner komplett in einer Gumpe verschwindet, um nach Steinen zu tauchen. Heute kommt unser Hund voll auf seine Kosten: Altschneefelder zur Abkühlung am Gletscher, Murmeltierwiesen mit interessanten Gerüchen und jetzt auch noch Steine tauchen im kristallklaren Bergwasser. Wir meinen, ein glückliches Grinsen im Gesicht unseres Vierbeiners zu entdecken und in unseren eigenen auch.
Im unteren Teil dieses Weges begegnen uns Relikte aus dem ersten Weltkrieg. Wie z.B. ein verrosteter Konservendosenhaufen in einer Mulde, steinverschlossene Schächte und Bunker, ein Schützengraben und eine alte Kochstelle für die Soldaten.
Nach knapp 5 Stunden und insgesamt ca. 700 Höhenmetern kehren wir glücklich und erschöpft am frühen Nachmittag zu unserem mobilen Heim zurück und verbringen den restlichen Tag faul im Liegestuhl auf unserem luftigen Aussichtsplätzchen über dem Fedaia See.
Drei Zinnen zürnen uns zum wiederholten Male.
Den krönenden Abschluss unserer Dolomitenwoche sollen die berühmten »Drei Zinnen« in den Sextener Dolomiten bilden. Hier waren wir vor zwei Jahren bereits einmal, hatten jedoch ein wenig Wetterpech, so dass wir es in der bisher heissesten Woche dieses Jahres gern nochmals versuchen möchten. Bei schönstem Sonnenschein fahren wir über die mautpflichtige Strasse hinauf zur Auronzo-Hütte, wo man auf 2’300 m Höhe mit Wohnmobil für 40€ pro Nacht direkt unter dem steinernen Dreigestirn mit herrlichem Ausblick parken und übernachten kann.Da wir am späten Nachmittag hier eintreffen, reicht es gerade noch für eine kurze Runde über die grünen Hügel gegenüber der »Drei Zinnen«. Die ausgiebige Zinnen-Wanderung verschieben wir auf den nächsten Tag. Entspannt sitzen wir auf einer blühenden Hochalmwiesen und geniessen die frühabendliche Stimmung hier oben, wenn die Tagesausflügler mit den grossen Bussen und Autos wieder ins Tal fahren, und nur ein paar einzelne Wohnmobilisten und Hüttenbesucher zurückbleiben.Auch hier kehrt am Abend eine herrliche Ruhe ein, und man bekommt eine kleine Idee von nahezu unberührter Bergwelt. Da wir morgen eine grosse Wanderung vorhaben, verabschieden wir uns relativ früh ins Wohnmobil, zumal es auf dieser Höhe auch recht schnell frisch wird, auch im Sommer.
Erstaunlicherweise erleben wir abends wieder ein Wetterphänomen, das wir bereits bei unserem ersten Besuch hier erlebt hatten. Blitznebel wabert von einer auf die andere Sekunde um die umliegenden Gipfel und innerhalb von wenigen Minuten sitzen wir inmitten dichter Milchsuppe. Man sieht draussen die Hand vor Augen nicht. Glücklich, wer jetzt sicher und geschützt im Warmen sitzen kann. Damit leider nicht genug. Unseren armen Hund und auch mich erwartet eine schlaflose Nacht, in der unzählige Gewitter aus allen Richtungen um die Dolomitengipfel herum krachen. Ein endloses Naturfeuerwerk aus grellen, zuckenden Blitzen und explosionsartigem, dumpfem Donnerknall, der uns bis in die Magenwände fährt, wo er vibrierend endet. Die hohen, engen Felswände um uns herum bilden einen geeigneten Resonanzboden für dieses Spektakel. Als ob uns die »Drei Zinnen«aus irgendeinem Grunde zürnen wollten. Vielleicht stören die geparkten Wohnmobile zu ihren Füssen die heilige Bergruhe in der Nacht. Als am nächsten Morgen immer noch Blitz, Donner und heftiger Regen wüten, fragen wir uns ernsthaft, ob die «Drei Zinnen« uns nicht mögen. Haben sie uns doch nun schon zum zweiten Mal die »kalte Nebelschulter« und ihr wütendes Gesicht gezeigt.
Trotz des fulminanten, nassen Endes unserer Dolomitenwoche, kommen wir ganz bestimmt wieder. Allein schon, um unsere Kondition zu trainieren. Und was die »Drei Zinnen« betrifft, aller guter Dinge sind drei. So schnell geben wir nicht auf…das Zinnen Wetter kann nur besser werden…nurMut!
Hallo Ihr Drei,
ich stimme Caroline zu. Wir haben fuer unseren Geraeusch-Angst-Hund ein Thundershirt gekauft. Ich bin da ja schon ein Zweifler gewesen, aber es hilft unserem kleinen Leo sehr. Er ist nicht froehlich bei Gewitter dadurch, aber er kann es ertragen und sogar Leckerchen annehmen – konnte er vorher nicht.
Falls es nicht gleich ein Thundershirt sein soll, hilft es auch den Hund in ein Handtuch oder Decke eng einzuwickeln. Die Enge macht’s! 🙂
Viel Spass auf euren weiteren Reisen!
Hab euch gerade erst entdeckt und werde sicher ab jetzt oefter hier vorbeischauen.
LG, Ines mit Kaethe und Leo.
Toller Bericht und schöne Bilder, vielen Dank! Habt ihr es schon mal mit BachblütenRescuetropfen versucht? Mehrmals schon super Erfahrung bei Tieren gemacht. Weiter schöne Reisen Euch, LG Dina
Liebe Petra – ich weiß genau, wie du dich bei deinem Formtief gefühlt hast – ich hatte das auch schon, nicht nur einmal, weil ich sehr wetterfühlig und anfällig für den typischen Alpenfön bin. Aber es ist immer besser umzukehren, als in dieser Befindlichkeit weiter zu kraxeln 🙂 Du hast mir sehr Lust gemacht, Eurer Tour zu folgen – mal sehen, ob wir das heuer schaffen 🙂 Liebe Grüße aus Bayern! Ari, Sven und Andrea
Hallo ihr zwei Kochgrubers und bergerfahrener Hund Monet.
Die Schilderung der acht Tage Wanderung in den Südtiroler Alpen war wieder so interessant und schön, wie eigenes Erleben in Gottes freier Natur. Ich freue mich auf weitere Berichte von euch zwei.
Es grüßt Euch
Schmitthans
Hallo Ihr Drei, eindrücklicher Bericht, macht richtig Lust auf wandern. Wir fahren am nächsten Wochenende ins Südtirol, allerdings dieses Jahr mit Auto und Motorrad. Unsere Appenzeller Hündin Ginger geht zur Nanny, heissgeliebt ;-). Letztes Jahr haben wir die Dolomiten mit Auto erkundet, wandern waren in der Region der Seiser Alm. Das tönt so harmonisch hat aber auch ein paar zackige Felsen zum austoben. Wir sind alle Drei manchmal ganz schön ins schwitzen gekommen. Apropos Gewitter mit Hund, habe auch schon ziemlich alles probiert, da nützt bei uns auch nichts, gleiche Parole: Augen zu und durch, leider. Es gäbe noch viel zu schreiben, habe mir inzwischen Dein Buch gekauft. Aber das würde dann zu lange für hier. Finde super toll was Ihr macht und ich plane nach unseren Ferien eine mehrtägige Tour mit Ginger zu machen, allerdings ohne meinen Mann. Will mal schauen, wie sich das so anfühlt. Habe da ein paar Weitwnderwege in Graubünden in der Auswahl. Da ich aber alleine bin muss ich die technischen Sachen etwas genauer anschauen, da Ginger etwa 23 kg wiegt, kann man nicht so einfach hochheben. Klettergeschirr haben wir, das ist nicht das Problem, aber alleine ist es doch ein bisschen schwieriger. Brr jetzt ist es doch so lange geworden, na ja, ich bin einfach ziemlich begeistert von diesem Thema. Ich wünsche Euch noch ein schönes Restwochenende und vielleicht bis bald. Grüessli Ursula
Schöner Bericht. Gegen Gewitter hilft dem Hund ein enges T-Shirt anziehen und klassische Musik.? so fühlt er sich geborgen.