Scuol im Unterengadin – Kleine Auszeit mit Hund zu jeder Jahreszeit
Manchmal liegt das Paradies nur um‘ s Eck.

Scuol im Unterengadin – Es gibt sie noch, die authentischen Regionen in Graubünden.
Manche mögen spontan an Luxusressorts und die Welt der Schönen und Reichen denken, wenn sie von der Ferienregion Engadin hören. Aber es gibt sie auch dort noch, die charmanten Geheimtipps, wo jeder das passende Angebot finden kann entsprechend seiner Bedürfnisse und seines Budgets. Fernab des Tourismus Trubels und der All Inclusive Angebote.
Einer unserer Lieblingsorte dieser Kategorie im Bündner Unterengadin ist das Dorf Scuol mit einem malerischen alten Dorfkern und seiner unverwechselbaren Dorfkirche auf dem Felsen. Der markante Kirchberg, direkt am Inn gelegen, gab dem Ort wohl auch seinen Namen. »Scopulus« bedeutet im Lateinischen »Klippe«, woraus dann später der Name »Scuol« entstand.
Der Kirchfelsen ist jedoch nicht die einzige Erhöhung hier, denn Scuol liegt idyllisch eingebettet in den 2’142 m hohen, zum Silvrettagebirge gehörigen Hausberg Motta Naluns auf der einen Seite. Und in das Wander- und Tourengebiet des Val S-charl mit dem angrenzenden Nationalpark auf der anderen Seite.
Aus den vielen Wandermöglichkeiten mit Hund in dieser weitläufigen, oft sehr sonnigen Region am Inn, die auch für ihre vielen Mineral- und Heilquellen bekannt ist, möchte ich speziell eine Tour vorstellen, die für Hundewanderer jeglicher Konditionsstufe gut zu bewältigen ist. Dabei ist diese Teiletappe 4 der sogenannten »Via Engiadina«, die als Weitwanderweg auf insgesamt sechs Etappen das komplette Unterengadin durchquert, sehr abwechslungsreich mit wunderschönen Aussichten und Einblicken in die Bündner Berg- und Dorfwelt.
Hunde willkommen und in der Bergbahn sogar gratis.
Mit der Kabinen Bergbahn geht es vom Bahnhof Scuol zunächst auf den Motta Naluns. Hunde sind in der Bahn willkommen und dürfen sogar gratis mitfahren, was uns sehr freut.
Besonders sportlich ambitionierte Wanderer und ihre vierbeinigen Sportler können natürlich auch vom Dorf unten «per pedes» auf den Hausberg steigen, was die Tour zeitlich um ca. zwei Stunden verlängern würde.
Oben angekommen kann man im Bergrestaurant bei einem zweiten Frühstück oder Kaltgetränk die phantastische Weitsicht geniessen. Oder gleich den Wegweisern in Richtung Sent/ Via Engiadina nach rechts folgen, auf denen der Weg mit drei Stunden Gehzeit angegeben ist.
Die Gehzeit kam uns zunächst lang vor, da man das Dörfchen Sent mit seinem schlank in den Himmel ragenden Kirchturm von hier oben bereits gut sehen kann. Da der Höhenweg jedoch immer entlang der Hügelkette geht, mäandern wir regelrecht um jeden Hügel und Bergeinschnitt herum. So durchqueren wir knapp oberhalb der Baumgrenze blühende Almwiesen, Wacholder- und Heidelbeersträucher, wo man sich im Spätsommer und Herbst an den süssen, dunkelblauen Beeren sattessen kann.
Der Weg führt sehr moderat geradeaus oder leicht bergab und bietet herrliche Panoramablicke auf die Berglandschaft und die Täler.
Einige vereinzelte Lärchen säumen den Weg und spenden ein wenig Schatten. Begleitet werden wir von einem munter plätschernden Bergbach, der zunächst noch schmal und seicht ist, ideal also für unseren Hund Monet, um seinen Durst zu stillen und die Pfoten ein wenig zu kühlen. Im weiteren Verlauf geht der Bach in die Breite und durchfliesst ein kleines Tal, das es zu überqueren gilt. Eine hölzerne Hängebrücke führt auf die andere Seite.
Bevor ich mir selbst die Frage beantwortet habe, ob ich unseren frei laufenden Hund hier wohl besser anleinen sollte, steht Monet bereits mitten auf der leicht schwankenden Brücke und schaut leicht irritiert, aber erwartungsvoll zu uns zurück.
Als wir ihm ganz selbstverständlich folgen, setzt er unerschrocken seinen schaukelnden Weg fort und springt erleichtert mit einem Satz auf das rettende Festland an dessen Ende.
Hinter dieser Hängebrücke empfiehlt sich eine kleine Pause, da die Aussicht von hier aus atemberaubend ist. Speziell im Frühling, wenn die Lärchen ihr hellgrün frisches Nadelkleid anziehen oder im Herbst, wenn sie sich goldgelb färben, bietet sich hier ein prachtvolles Farbenspiel, das seinesgleichen sucht.
Fast haben wir das Gefühl, nur einen sehr langen Spaziergang zu machen, denn dieser Weg ist kaum anstrengend und deshalb auch sehr familienfreundlich. Ein Stückchen weiter unten führt er uns schliesslich durch einen würzig duftenden Arvenwald, wo kleine Lichtinseln durch die majestätischen Arvenbäume Akzente setzen.
Wie in einem Zauberwald zwitschern hier die Vögel in den höchsten Tönen, Bienen und Insekten schwirren durch die Luft, es duftet nach Moos und manch alter Baumriese ist regelrecht eingeflochten von dicken Stämmen anderer Pflanzen, allen voran Efeu.
Dass sich Monet in so einem Wald mit wurzeldurchzogenen, weichen Wegen wohl fühlt und selbstbewusst schnuppernd voran wedelt, muss ich nicht extra betonen. Er fühlt sich hier mit all den spannenden Gerüchen wie im Hundeparadies. Und da er kein Jäger und jederzeit gut abrufbar ist, darf er dies auch ungezwungen ohne Leine tun.
Nach dem Waldstück erreicht man wieder freie, blühende Almwiesen, wo sonnentrunkene Schmetterlinge von Blüte zu Blüte torkeln.
Besonders intensiv gelbe Exemplare fallen uns auf, von denen sich einer fotogen auf einer gelben Blüte direkt vor meiner Kamera niederlässt. Glück hat einen Namen!
Historische Zeitreise, Bündner Architektur und Kunst im Bergdorf Sent.
Nach knapp drei Stunden stetig sanften bergab Gehens sehen wir zu unserer Linken das historische Bündner Dörfchen Sent näher kommen, das mit seinen authentischen, stattlichen Bündner Häusern und deren im Engadin typischen Sgraffito Ornamenten an den Fassaden unbedingt einen Besuch wert ist.
In den engen, mit kleinen Natursteinen gepflasterten Gassen wähnt man sich beinahe auf einer Zeitreise, wo es so manches schöne Detail zu entdecken gibt, das nicht nur die Herzen der Fotografen höher schlagen lässt.
In Sent gibt es natürlich auch diverse Restaurants, die zur Einkehr laden. Oder für Kunstinteressierte ein kleines Museum mit zahlreichen Originalgrafiken des berühmten Schweizer Künstlers und Bildhauers Alberto Giacometti in der »Pensiun Aldier«.
Von Sent aus gibt es die Möglichkeit, mit dem Postauto zurück nach Scuol zu fahren. Oder aber man wandert in einer zusätzlichen knappen Stunde auf dem ausgeschilderten, flach absteigenden Wanderweg, den Almwiesen entlang mit schönem Talblick von Dorf zu Dorf zurück.
In Scuol, wo unsere Wanderung begann, gibt es neben zahlreichen charmanten Restaurants und allen Einkaufsmöglichkeiten übrigens verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten für jedes Budget. Vom exklusiven Hotel über kleinere Pensionen bis zu einem sehr schön angelegten TCS Camping- und Wohnmobil Stellplatz mit Zeltwiesen oder kleinen, gemütlichen Holzchalets, die man anmieten kann. Hunde sind hier selbstverständlich auch willkommen.
Und wer nach einer sportlichen Wanderung ein wenig Entspannung für Körper und Geist sucht, findet diese im wunderschönen Mineralbad «Bogn Engiadina».
Somit steht auch mehrtägigen kleinen Auszeiten mit Vierbeiner in dieser freundlichen, landschaftlich traumhaften Bündner Wanderregion nichts im Wege.
Informationen in Kürze:
Wanderung auf dem Höhenweg der Via Engiadina, Etappe 4 von Scuol nach Sent
Wegstrecke & Zeit: ca. 9.0 km & 3 Std. von Scuol nach Sent (mit Bergbahn auf den Motta Naluns mit Postauto zurück)
+ 1.6 km & 2 Std., wenn man zu Fuss auf den Motta Naluns steigt..
+ 4.5 km & 1 Std., wenn man den Rückweg von Sent nach Scuol zu Fuss geht.Schwierigkeit: Einfach
Aufstieg: 106 Höhenmeter
Abstieg: 822 Höhenmeter
Einkehr-
möglichkeiten: Restaurant La Motta an der Bergstation der Bergbahn
Diverse Restaurants in Sent
Diverse Restaurants in ScuolPreise Bergbahn (einfache Fahrt auf den Motta Naluns):
Erwachsene: CHF 16.- p.P.
Kinder: CHF 8.- p.P.
Hunde: gratisWohnmobilstellplatz/ Campingplatz:
TCS Platz Gurlaina mit separatem WoMo Stellplatz und Campingplatz
Unser Wandertipp erschien auch im Schweizer Hundemagazin, Ausgabe Mai/ Juni 2020
nurMut…auch im Heimatland gibt es traumhafte Regionen für kleine Auszeiten.
Hallo Petra,
Wunderschöne Berglandschaft. Gute Tourvorschlag.Ich werde dran denken,wenn ich nochmal in die Schweiz komme.
Liebe grüsse
Ibrahim
Sehr schöner Reisebericht von euch dreien.
Freue mich schon auf den nächsten Bericht.
Lg von Sabine aus Soest /NRW