Schwarzhorn – Erster Schweizer Dreitausender mit Hund
Gipfeltreffen mit Überraschung
Schwarzhorn – Der erste Schweizer Dreitausender mit Hund!
Da lag es nun also auf Roberts Nachttischchen, das neue Wanderbuch über die schönsten 3’000er in der Schweiz. Mein Mann las jeden Abend interessiert, welche Gipfel über Dreitausend Meter in der Schweiz in welche Schwierigkeitskategorie gehören und geriet ins Schwärmen bei Namen wie „Gletscherhorn“, „Piz Languard“, „Munt Pers“ oder „Schwarzhorn“.
Die Fotos der verschiedenen Gipfel und die Tourbeschreibungen weckten auch meine Neugier.
„Welcher Schweizer Dreitausender wäre denn auch mit Hund machbar?“
fragte ich also. Denn wenn unser Vierbeiner das schaffen würde, da war ich mir sicher, dann auch ich!
„Lass uns mal das Schwarzhorn in Graubünden ausprobieren“,
meinte mein Mann schliesslich. Mit 3’147 m.ü.M. ein echter Dreitauender mit leichtem Schwierigkeitsgrad T2+ und mit 767 Höhenmetern vom Flüellapass aus gut zu schaffen.
Auf geht’s mit Wohnmobil und Hund in die Bündner Alpen
So fuhren wir also an einem Donnerstag Nachmittag mit unserem Wohnmobil und Hund Monet zum Flüelapass, wo wir am frühen Abend im Pass Hotel Flüela Hospiz fragten, ob wir unser mobiles Heim netterweise für eine Nacht irgendwo abstellen dürfen, wenn wir im Restaurant essen und trinken.
Wir durften, direkt neben dem Flüela Hospiz auf einem kleinen Parkplatz neben der Strasse, oberhalb eines kleinen Wassertümpels. Kurz vor Feierabend tranken wir im Hospiz noch ein Bier und unterhielten uns mit den beiden netten Wirtsdamen, die unseren Hund sofort ins Herz geschlossen hatten und ihn mit Leckerlis fütterten. Danach früh zu Bett, denn der Berg ruft!
Der frühe Wanderer erobert den Gipfel – wie früh ist früh genug?
Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr, was dringend nach einer starken Tasse Kaffee zum Wachwerden verlangt, während sich draussen die umliegenden Gipfelspitzen langsam Rosa und Orange färben. Schnell ein paar belegte Brote geschmiert, Wasserflaschen eingepackt und ein wenig Trockenfutter für den Hund, Regenausrüstung, Sonnenschutz und Traubenzucker. Kurz vor 7:00 Uhr startet unsere kleine Gipfelexpedition auf 2’380 m Höhe, um die magische 3’000 heute zu knacken. Ein bisschen aufgeregt bin ich vorher immer…
Herr Monet wedelt freudig erregt vor uns her, als wir das noch schlafende Hospiz Restaurant zu unserer Rechten und den ruhig glänzenden Schottensee passieren, um kurz dahinter auf den ausgeschilderten Wanderweg zum Schwarzhorn zu gelangen.
Der Himmel ist an diesem Freitagmorgen nicht wolkenlos, was sich beim Aufstieg als Vorteil erweist. Der Weg führt uns durch üppig blühende Alpenwiesen bergan, vorbei an rauschenden Gebirgsbächen, die ober- und unterhalb mächtiger Geröllmassen zu sehen oder auch nur zu hören sind. Die Schneeschmelze ist jetzt im Frühsommer auf dieser Höhe noch in vollem Gange.
Tapfer wandern wir stetig den ansteigenden Weg bergauf, der zunehmend steiniger wird, überqueren Geröll- und Schneefelder. Über die Abkühlung im sulzigen Schnee freut sich vor allem Herr Monet unbändig und wälzt sich wohlig im kühlenden Weiss. Der eine oder andere Schneeball wird gejagt, unser Hund ist glücklich und in seinem Element.
Einige wenige Wanderer kommen uns bereits von oben entgegen, was mich persönlich um diese frühe Tageszeit wundert.
„Haben die denn auf dem Gipfel übernachtet?“,
frage ich meinem Mann leicht irritiert, nachdem wir die frühen Wandervögel mit einem fröhlichen „Grüezi“ auf dem schmalen Weg an uns vorbeiziehen lassen. Einer der Wanderer dreht sich um und meint nur schmunzelnd mit einem Augenzwinkern:
„Um einen perfekten Sonnenaufgang vom Gipfel aus geniessen zu können, muss man eben ein wenig früher aufgestanden sein!“
Da hat er wohl recht, denn inzwischen steht die Sonne bereits über unseren Köpfen und heizt uns ganz schön ein, während wir weiter oben am Grat entlang wandern und die phantastische Aussicht geniessen.
„Hier geht’s ganz schön tief runter“,
denke ich gerade, als unser Hund keck am Abgrund steht und unerschrocken den Weitblick geniesst, bevor er seinen Weg leichtfüssig wie eine Gazelle von Stein zu Stein hüpfend fortsetzt. Unser Alpenheld, trittsicher, schwindelfrei, ruhig, gelassen und zum Glück kein Jäger, was bei den vielen Murmeli Pfiffen in der Umgebung ein echter Vorteil ist.
Wir folgen Herrn Monet etwas langsamer und nicht ganz so leichtfüssig, denn hier auf knapp 3’000 m Höhe wird die Luft ganz schön dünn und ich fange ein wenig an zu japsen. Langsam einen Schritt vor den anderen setzen, nicht mehr reden und dafür tief und gleichmässig atmen, während wir uns dem Gipfel nähern.
Gipfeltreffen der etwas anderen Art!
Nach 2 Stunden und 45 Minuten haben wir es schliesslich geschafft. Herr Monet und ich haben unseren ersten Schweizer Dreitausender ohne grosse Probleme bestiegen. Mein erfahrener Bergführer und Ehemann gratuliert mir mit einem Küsschen, Herr Monet bekommt ein Leckerli.
„Was für ein phantastischer Rundblick – wie aus dem Fenster eines Flugzeugs!“,
juble ich, während ich glücklich, erleichtert und ein wenig stolz neben dem Gipfelkreuz stehe und die umliegenden Bergspitzen betrachte. Bei guten Sichtverhältnissen sieht man von hier aus die Bündner Gipfel, den Ortler und die Ötztaler Alpen, im Süden die Bernina, im Westen Adula, Tödi und Berner Alpen und im Nordwesten die Ostschweizer Berge unserer Heimat, den Pizol, Säntis und die Churfirsten.
Wir haben Glück, denn obwohl uns vorhin ein paar Wanderer auf ihrem Rückweg begegnet waren, sind wir an diesem Freitag Vormittag hier oben für eine ganze Weile allein und setzen uns zur Brotzeitpause neben das Gipfelkreuz, um in Ruhe zu staunen und zu vespern. Auch Monet liegt zufrieden zu unseren Füssen und knabbert sein Trockenfutter.
Plötzlich springt unser Vierbeiner jedoch von seiner Mahlzeit auf und steht schwanzwedelnd vorne am Weg. „Nanu? Ein Murmeltier oder was hat er da wieder gesehen?“ Ebenfalls schwanzwedelnd steht ein Schwarz-Weisser Border-Collie vor unserem Hund und begrüsst ihn schnuffelnd.
Dahinter ein wettergegerbter Wanderer, der uns freundlich grüsst und seinen Hund als Bergrettungshund „Joe“ vorstellt. Ein Gipfeltreffen der etwas anderen Art!
Wie friedlich und freundlich bergerfahrene Wanderhunde im Gebirge stets miteinander umgehen. Wir sind jedes Mal wieder begeistert.
Als wir nach einer halben Stunde entspannter Gipfelpause mit Joe und seinem Herrchen weit unten Heerscharen von Wandergruppen auf dem Weg nach oben entdecken, beschliessen wir, uns auf den Rückweg zu machen, bevor es einen Gipfelstau gibt.
Kleine Erfrischung gefällig?
Frisch ausgeruht steigen wir behände wie die Steinböcke von Stein zu Stein den Abhang hinunter, unserem Vierbeiner hinterher, der mit sicherem Riecher immer den besten Weg findet.
Bis wir wieder im lieblichen Wiesen-, Seen- und Bachgebiet sind und zu einem kleinen Bergseelein abzweigen, wo Robert sich in Rekordzeit seiner Wanderklamotten entledigt und begeistert ins eiskalte Nass springt. Gefolgt von Herrn Monet, der mit ordentlich Anlauf einen filmreifen Bauchplatscher vorführt. Während meine beiden stahlharten Jungs prustend und paddelnd im Wasser herumhüpfen, begnüge ich mich mit den Zehenspitzen, denn der See ist wirklich saukalt.
Auch hier legen wir nochmals eine kleine Sonnen-Siesta-Pause ein, denn wir sind ganz alleine und geniessen die Ruhe der Natur um uns herum.
Ich teile mir mit Monet unser letztes Wurstbrot, bevor wir uns endgültig auf den Rückweg machen.
Pünktlich zu einem verspäteten Mittagessen kommen wir um 13:00 Uhr wieder am Hospiz Restaurant Flüela an, wo wir auf der Sonnenterrasse ein erfrischendes Kaltgetränk und je eine Portion Pommes Frites verdrücken, bevor wir glücklich und wohlig entspannt mit unserem Wohnmobil weiterfahren nach Zernez. Wo es sich übrigens auch hervorragend wandern lässt, auch mit Hund, wenn man nicht unbedingt in den Nationalpark will. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte…
Übrigens, wenn man nicht mit dem Wohnmobil unterwegs ist, kommt man natürlich auch mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zum Flüelapass von Davos, Susch oder Zernez aus. Und wer mit dem Wohnmobil nicht auf dem Flüela Pass übernachten möchte oder in der Hochsaison nicht darf, in Zernez gibt es einen sehr schönen Campingplatz, wo man herrlich im Grünen steht.
Die Schwarzhorn Tour in Stichworten:
Ausgangspunkt: Flüela Pass, Hospiz, 2’380 m.ü.M
Höhenmeter: 767 m
Gipfel: 3’147 m.ü.M.
Schwierigkeitsgrad: T2+
Reine Gehzeit: ca. 5 Std. (hin und zurück)
Als Einstiges-3’000er und für bergerfahrene Hunde geeignet (Achtung: viele Murmeltiere!).
An Wochenenden im Sommer sehr beliebt, daher eher unter der Woche zu empfehlen.
nurMut..wenn der erste 3’000er geschafft ist, sind die nächsten ein Kinderspiel 😉
Das Flüela Schwarzhorn ist auch im Frühjahr mit Skiern ein ganz toller Berg mit Hund, genauso wie das gegenüberliegende Wisshorn und das Radünter Rothorn. Beide auch gut mit Hund machbar und alles auch 3000-Tauschender. Bei Wisshorn kann man sogar noch eine kleine Rundtour an den Jöriseen vorbei machen.
Gruss von Roger, Nicole und Zorro.
Servus zusammen, so schnell ging es noch nie. Am 10.06. den Newsletter erhalten, ein paar Tage später gelesen, dann nicht lange überlegt und am 25.06. mit meinem Hund Richtung Graubünden losgefahren. Wir sind ebenfalls sehr früh aufgestanden und waren die ersten auf dem Weg. Ich muss sagen, alles so wie beschrieben und einfach herrlich. Wenn ihr nicht so toll beschrieben hättet, wäre ich nie auf die Idee gekommen. Aber so, einfach super. Wir haben ebenfalls in unserem Bus auf dem Parkplatz übernachtet und beim Abstieg den Umweg zum See gemacht. Ich kann das nur jedem empfehlen, ein Traum – die Tour – die Aussicht – die Menschen einfach alles. Meine Paula (brauner Labradoodle)und ich sind immer alleine unterwegs und kommen aus München bzw. jetzt Regensburg. Ich verfolge schon länger Eure Berichte und ich bin schon auf vieles weitere gespannt.
Danke nochmal für diesen tollen Bericht. Schade das ich kein Bild von der Paula am Gipfel hochladen kann.
Paula und „Anhang“ 😉
Hallo zusammen, einfach super. Werden wir sicher auch mal machen, klaro aber unter der Woche. Habe wirklich gestaunt, wir sind auch schon fleissig am kraxeln, hatten aber zum Teil mit massiven Schneefeldern zu kämpfen, speziell im Alpstein so vor 3 Wochen. Im Moment sind wir in Sapün, herrlich. Also weiterhin gute Zeit und bis bald. Liebs Grüessli Ursula & Company