Odyssee mit Herrn Monet – Segeln & Wandern mit Hund in Griechenland
Abenteuer beim Segeln und Wandern mit Hund auf Korfu in Griechenland
Odyssee mit Herrn Monet
Auf einem alten, historischen Segelschiff durch das Ionische Meer segeln und bei täglichen Landgängen auf der griechischen Insel Korfu wandern? Als wir dieses Angebot sahen, waren wir Feuer und Flamme für die Kombination aus Segel- und Wanderurlaub. Da wir niemals ohne unseren geliebten Vierbeiner, Monsieur Monet, Ferien machen, klärten wir zuerst ab, ob wir auch mit Hund an Bord kommen dürften.
«Wenn er sich mit anderen Hunden und Menschen gut verträgt, wohlerzogen und seefest ist, kein Problem. Denn wir haben noch zwei weitere, kleine Bordhunde dabei», so die Antwort der Schiffseigner und Reiseanbieter. «Und eine Schwimmweste ist obligatorisch für Euren Hund.»
Nach dieser positiven Auskunft gab es für uns eigentlich nur noch die Anreise zu klären. Denn zwischen dem Appenzellerland und Korfu liegen ca. 2’000 Kilometer. Da wir mit Hund generell nie fliegen, blieb uns also nur die Anreise mit dem eigenen Reisemobil.
Der Weg ist das Ziel – auch wenn er manchmal «Umweg» heisst.
Frei nach dem Motto: «Der Weg ist das Ziel.», starten wir also Ende September zu unserer ganz persönlichen Odyssee in Richtung Südosten.
Wie immer zu Reisebeginn sitzt unser Hund mit ernstem Gesicht und Stirnfalten gespannt in seinem Cockpit Körbchen, gut gesichert mit einem Geschirr, zwischen unseren Sitzen und richtet den Blick erwartungsvoll nach vorne. «Welches Abenteuer wohl wieder auf uns wartet?»
Von der Ostschweiz fahren wir durch Österreich und Norditalien, durchqueren einen kleinen Teil Sloweniens und machen schliesslich an unserem zweiten Reisetag Halt auf der kroatischen Insel Krk, wo wir bereits im Hafen das erste Mal Meeresluft schnuppern dürfen.
Unser Weg führt uns entlang der kroatischen Adriaküste weiter in Richtung Süden, vorbei an der Küstenstadt Split und durch Länder, die wir zuvor nur aus dem «European Song Contest» kannten, wie zum Beispiel Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien.
In Albanien, wo wir an einem einsamen Strand, nahe der Stadt Shengjin, mit unserem Reisemobil übernachten, trifft unser Herzensbrecher Monet seine erste Herzdame dieser Reise.
Albany, so taufen wir die offensichtlich heimatlose, einäugige Hündin. Sie rückt uns nicht mehr von der Seite. Monet gibt ihr grosszügig von seinem Trockenfutter ab, das sie dankbar und hungrig annimmt. Die Nacht verbingt sie neben unserem Vorderreifen schlafend und wacht über uns. Frühstück bekommt sie natürlich auch von uns. Und wie so oft auf Reisen bricht es uns beinahe das Herz, diese freundliche Hündin wieder allein zurücklassen zu müssen in der Hoffnung, dass sie eines Tages ein schönes Zuhause finden wird.
Denn wir müssen leider weiter, haben wir doch in drei Tagen einen Termin im Hafen Gouvia auf Korfu. Wir durchqueren in einem Tag Albanien, verfahren uns aufgrund unseres streikenden Navigationssystems und nehmen deshalb ungeplant nicht nur die übervolle Hauptstadt Tirana mit, sondern auch das albanische Hinterland, das uns mit seiner imposanten Berglandschaft unerwartet positiv beeindruckt.
Nach sechs langen Reisetagen kommen wir endlich in Griechenland an. Eine wahre Odyssee mit Herrn Monet bis hierher. Zwei Tage bleiben uns noch bis wir in Korfu erwartet werden. Und wie durch ein Wunder funktioniert unser Navigationsgerät in Griechenland wieder einwandfrei.
Da wir aus Versehen im Hinterland Nordgriechenlands gelandet sind, bemerken wir auf dem Weg zurück zur Küste zufällig die berühmten Metéora Klöster.
In luftiger Höhe auf hohen, schmalen Felsen verteilt liegt dieses einmalige UNESCO Weltkulturerbe. Kirchen und Einsiedeleien wurden hier, beginnend im 11. Jahrhundert, in unwegsamem Gelände wie Adlerhorste auf die Felskuppen gebaut. Von den 24 Klöstern und Eremitagen sind heute noch sechs bewohnt. Ein wahrhaft erhebendes Gefühl, diese imposanten Gebäude in einer einzigartigen Landschaft bewundern zu dürfen. Der unfreiwillige Umweg hat sich gelohnt.
«Mast- und Schotenbruch» – Monet sticht in See.
Vom bergigen Hinterland des Pindos Gebirges fahren wir auf direktem Weg zur Küste nach Igoumenitsa, von wo die Fähre zur Insel ablegt. Begleitet von einem wunderschön kitschigen Sonnenuntergang schippern wir unserem Ziel Korfu entgegen.
Im Hafen von Gouvia auf Korfu stellen wir unser Reisemobil für die nächsten sieben Tage auf einem bewachten Parkplatz ab und heuern am nächsten Morgen an Bord des Oldtimer Seglers «Merlin» an.
Begrüsst werden wir von der dreiköpfigen Crew, zwei weiteren Gästen und den beiden Bordhunden Oskar und Kim, einem Rauhaardackel und einer weissen Mischlingshündin.
Eine kleine, gemütliche Kajüte, über eine steile Holzleiter von Deck aus nach unten zu erreichen, ist unser schwankendes Zuhause für die kommende Woche. Gut, dass wir die stabile Schwimmweste mit Rückengriff für Monet dabei haben, mit der wir ihn problemlos in die Kajüte und wieder heraus heben können.
Auf dem sehr breiten Holzdeck unseres Seglers bewegt sich Monet innert Minuten sicher, als ob er noch nie etwas anderes getan hätte. Mit den beiden Bordhunden versteht er sich auf Anhieb gut, und die Menschen an Bord gewinnt er schnell für sich, so dass unserem Wander- und Segeltörn nichts mehr im Wege steht.
Die nächsten Tage schippern wir entweder entlang der Insel zu einem Punkt, von dem aus unsere Wanderungen beginnen, oder wir wandern los und werden am Ziel wieder vom Segelschiff abgeholt.
Landgänge und Wanderungen durch grüne, abwechslungsreiche Landschaften mit verwunschenen Olivenwäldern, hohen Zypressen, leuchtenden Zitrusbäumen, duftenden Blumen und phantastischen Küstenaussichten wechseln sich ab mit gemütlichen Segelfahrten durch das kristallblaue Wasser des Ionischen Meers.
Die «Merlin» pflügt bei entsprechendem Wind schnittig durch die Wogen, einmal sogar begleitet von einer Delphin Familie, die ihren Spass mit uns hat, während sie stromlinienförmig neben und vor uns her schwimmt.
Hie und da begrüsst uns «Flipper» auch mit einem eleganten Sprung in die Luft, um lächelnd «hallo« zu sagen.
Während der Bootsfahrten und erst recht bei unseren Badeausflügen in geschützten Buchten trägt Monet stets seine gelbe Schwimmweste, was ihm den Spitznamen «Hasselwuff» einbringt, frei nach dem bekannten Schauspieler aus der amerikanischen Rettungsschwimmer Serie «Baywatch». Die Weste mit dem Haltegriff auf dem Rücken hat, ähnlich wie bei der Kajütenleiter, den positiven Nebeneffekt, dass wir unseren Hund für seine Badeausflüge einfach und unbeschadet über die Reling ins Meer hinab lassen und auch wieder an Bord hieven können. Ganz schön praktisch und auch formschön, so eine echte «Monet-Handtasche».
Als halber Labrador ist Schwimmen eines seiner Lieblingshobbys, sogar in den salzigen Fluten des Mittelmeers. So war denn auch dieses Abenteuer ganz nach Monets Geschmack. Und dem seines Frauchens.
Das Wandern ist auch Herrn Monets Lust
Der Jack Russel in ihm liebt es zu laufen, zu erkunden und zu spähen. So dass die zweite Hälfte unserer Aktivitäten, das Wandern, in Monets Gunst ebenfalls ganz oben rangiert. Keine Frage, als erprobter München-Venedig Alpenüberquerer.
Korfu ist im Gegensatz zu den Alpen natürlich weit weniger sportlich, was bei den immer noch sehr warmen Temperaturen von durchschnittlich 25°C Anfang Oktober kein Nachteil ist. Für uns erfahrene Bergwanderer sind die Korfuwanderungen eher ausgiebige Spaziergänge in malerisch mediterraner Umgebung.
Unsere Wanderwege mäandern teils an den hügeligen, grünen Berghängen entlang mit wunderschönen Aussichten auf das strahlend blaue Meer und kleine Inselchen vor Korfu.
Oder sie führen uns durch schattige Olivenwälder, in denen jahrhundertealte, knorrige Olivenbäume wie zu Holz gewordene Figuren darauf zu warten scheinen, ihre Geschichten zu erzählen. Nicht von ungefähr ist Griechenland das Land der Sagen und Mythen. Auf unseren Streifzügen über die Insel sind wir gefühlt mitten drin.
Kleine Dörfer mit alten Steinhäusern, die wie ausgestorben in der warmen Herbstsonne liegen, säumen unseren Weg. Hier und dort liegt eine Katze faul in der Sonne und gähnt gelangweilt beim Anblick unserer kleinen Wanderschar. Selbst Monet, der als einziger der drei Bordhunde an jeder unserer Wanderungen teilnimmt, kann die gelassenen, griechischen Katzen nicht aus der Ruhe bringen.
Insekten summen eifrig in den vielen blühenden Büschen und Pflanzen am Wegesrand, eine beruhigende Hintergrundsymphonie träge dahingleitender Spätsommertage.
Vor manchen Häusern sitzen nachmittags alte Griechinnen im Schatten, um zu plaudern und winken uns freundlich zu, wenn wir grüssend an Ihnen vorbeiziehen. «After Work Party» auf Griechisch, würde man wohl neudeutsch mit einem Augenzwinkern sagen. Ruhe und Gelassenheit stellen sich beim Wandern in dieser entspannten Atmosphäre ganz von selbst ein.
Einen beeindruckenden Vormittag verbringen wir in einem Esel Reservat, das die alten, «ausgedienten» Arbeitsesel oder verletzte Esel aufnimmt, die auf Korfu noch verbreitet für die Feldarbeit und den Transport eingesetzt werden, und ihnen ein artgerechtes Leben als Rentner ermöglicht. Auch viele der wilden Hunde Korfus finden dort einen Platz.
Guter Rat ist (nicht immer) teuer
Am vorletzten Tag unseres Schiffsaufenthaltes sorgt unser Vierbeiner nochmals für ein wenig Aufregung. Als er morgens übermütig und voller Tatendrang plötzlich selbst die steile Kajütentreppe hinaufspringt, verletzt er sich dabei wohl die Pfote. Ein kurzes, lautes Jaulen, gefolgt von heftigem Humpeln mit der Vorderpfote auf Deck. Schliesslich steht Herr Monet nur noch auf drei Beinen und hebt uns mit vorwurfsvollem Blick das vierte in der Luft entgegen.
»Aua!« Was tun mit einem verletzten Hund auf einem Segelschiff, fern der Heimat auf einer griechischen Insel? Die freundliche Schiffscrew hat auch hierfür eine Lösung parat.
Vom Hafen Gouvia aus fährt uns die Frau des Kapitäns netterweise mit ihrem Auto nach Korfu Stadt zu einem Tierarzt, wo wir sehr speditiv und freundlich aufgenommen werden. Monets Pfote wird professionell geröntgt und abgetastet.
Glücklicherweise kein Bruch, sondern nur eine schmerzhafte Prellung. Der griechische Doktor, der ein wenig Englisch spricht, verpasst unserem Helden eine Schmerzspritze und gibt uns noch Tabletten für die nächsten Tage mit. Für umgerechnet ca. 20 Schweizer Franken wird uns kompetent und unkompliziert geholfen, so dass Monet nach einem etwas längeren Mittagsschläfchen bereits am Nachmittag wieder auf seiner Pfote stehen kann, und am nächsten Tag wieder ganz der Alte ist.
Eine schöne Reiserfahrung mehr für uns: es gibt offensichtlich überall auf der Welt erfahrene, kompetente Ärzte, die im Notfall weiterhelfen können. Auch für unseren geliebten Vierbeiner.
Mal wieder in die spannende Welt von Herrn Monet abgetaucht – herzlichen Dank Petra für die wundervolle Reise in Korfu. Einen ganz grossen Knuddel an Monsieur Monet und euch einen ganz lieben Gruss aus dem Berner Oberland. Caroline, Familie und Wuffs.😘😘😘
Liebes Reiserudel,
wunderbar diese schönen Eindrücke teilen zu dürfen.
Auf bald
Ralf-Peter
Da regnet es am Sonntag, man schaut betrübt nach draußen da es auch noch etwas frisch ist und dann kommt eine Nachricht mit so einem Reiseartikel…Unglaublich, welch ein Timing und wie passend zur absolut richtigen Zeit.
Servus Petra, wieder einmal ein wunderschöner Artikel und sofort rumort es wieder bei mir (und Paula), wann können wir diese Reise „nachreisen“. Du/Ihr beschreibt und bebildert eure Reisen immer so fantastisch, dass man einfach Lust bekommt. Alleinig die Passage mit der einäugigen Hündin hat mein lesen etwas betrübt, aber so etwas gehört einfach zum Reisen, wie wir es machen, dazu, leider.
Wieder einmal vielen Dank für diesen herrlichen Artikel und ich freue mich jetzt schon wieder auf weitere. Ich gebe Bescheid, sollte es von uns gemacht werden. Denn reisen bzw. fahren, segeln und wandern wäre schön eine tolle Sache.
In diesem Sinne herzliche Grüße von
Paula und Reinhard
Efcharisto ! Poli orea…
Was für ein Aufsteller an einem regnerischen Sonntag!