Nichts mehr auf die lange Bank schieben.
Sonst fällt am Ende so Einiges herunter.
Was schiebst Du immer wieder auf die lange Bank?
Obwohl die Verzinsung eher schlecht ist!
Den unangenehmen Zahnarzttermin? – Verständlich!
Das Erlernen einer Fremdsprache? – Nächstes Jahr, ganz bestimmt!
Endlich einmal alle alten Fotos sortieren und in Alben kleben oder die Fotodatein beschriften? – Machst Du dann mal an langen Winterabenden…
Die ersehnte lange Reise in die Ferne? – Wenn Du dann mal in Rente bist…
Oder vielleicht sogar „Dein Buch“, das Du einmal schreiben wolltest? – Wenn Du mal so richtig Zeit und Musse hast…
Jeder von uns kennt das. Du wolltest Dieses oder Jenes unbedingt einmal machen. Und dann würdest Du so furchtbar gerne auch einmal etwas ganz anderes machen. Aber die Zeit, die Zeit. Die läuft, und jeder von uns hat ja grundsätzlich im Moment sowieso zu wenig davon. Aber in der Zukunft vermeintlich unendlich viel, wohin wir dann alles vertagen. Und so schiebst Du eben alles auf die berühmte lange Bank, die schon längst überquillt. Bis Du dann alles einmal in Angriff nehmen wirst…später… irgendwann..einmal…
Keine Sorge, Du bist keine Ausnahme. Willkommen im Club!
Obwohl ich schon einige schöne und wichtige Träume und Visionen in meinem Leben realisiert habe. Schleppe auch ich ein paar offene Punkte mit mir herum, die ich Jahr für Jahr auf meiner „To Do List“ verschiebe. Oft passiert das ganz unbewusst…und schon ist wieder ein Jahr vorbei.
Irgendwann verblassen die konkreten Vorhaben und Pläne auch ein bisschen. Und wabern nur noch als vage Ideen in unseren eigenen Gedanken umher. Aber Du hast es sicherlich auch schon bemerkt. Die aufgeschobenen Themen holen einem früher oder später immer wieder ein. In Form von Sehnsüchten, Träumen, Visionen oder einfach mit einem unbestimmten Bauchgefühl, das einem signalisiert: »Du, da war doch noch was…!«
So ähnlich ist es mir, gemeinsam mit meinem Mann, vor einigen Jahren gegangen.
Wir führten an sich schon ein sehr zufriedenes, harmonisches und glückliches Leben. Und dennoch kreisten unsere Gedanken immer wieder und öfter um folgende Themen:
- Was haben wir bisher erreicht?
- Und was würden wir gerne noch machen?
- Welche Ideen und Sehnsüchte „schlummern“ eigentlich seit Jahren in uns?
- Und lassen uns nicht mehr los?
- Welche Prioritäten hatten wir einmal in jungen Jahren?
- Wie haben sich diese verschoben oder verändert?
- Und wie stellen wir uns eigentlich unsere Zukunft vor?
- In der Zeit, die uns noch bleibt?
Jetzt wirst Du vielleicht denken: »Na klar, zwei in den Fünfzigern mit den typischen Anzeichen einer Midlife Crisis«. Möglicherweise ist das so, dass solche Gedanken automatisch im letzten Drittel unseres Lebens verstärkt aufkommen. Obwohl uns in letzter Zeit auch immer mehr viel jüngere Menschen begegnen, die sich solche Fragen ebenfalls stellen.
Mit leerer Birne die zündende Idee entwickeln.
Wir jedenfalls haben das zum Anlass genommen, nicht mehr alles auf die lange Bank zu schieben. Haben unseren Status Quo einmal ehrlich durchleuchtet und hinterfragt. Eine regelrechte Bestandsaufnahme gemacht. Und beschlossen, uns eine längere Auszeit zu gönnen von mehreren Monaten. Ein Sabbatical! Um in dieser Zeit mit genügend Abstand zum Alltag, fern der üblichen Ablenkungen und Verpflichtungen den Kopf einmal richtig frei zu bekommen. Das funktioniert am besten, wenn man einen Tapetenwechsel vollzieht. Sich bewusst Zeit nimmt und wirklich einmal versucht, »sich treiben zu lassen«, »neuen Eindrücken mit Achtsamkeit zu begegnen« und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Ohne Druck, ohne Zensur von aussen und mit genügend Zeit.
Indem wir uns die lang gehegte Sehnsucht nach dieser Auszeit erfüllt hatten, die übrigens ebenfalls schon lang auf »unserer langen Bank« schlummerte, kamen nach diesem Sabbatical plötzlich und wie von selbst andere »aufgeschobene Ideen und Visionen« wieder zum Vorschein. Und in unseren Fokus.
Mir zum Beispiel wurde während des Sabbaticals endlich klar, dass meine Lust, zu schreiben und mit Wörtern zu spielen, schon immer latent vorhanden war. Und zwar nicht nur, weil ich unterwegs mit Begeisterung unser Reisetagebuch (von Hand!) schreibe.
Bereits als Kind schrieb ich schon gern und viel. In meinen diversen Jobs gab es ebenfalls immer viel zu schreiben, was mir Spass machte. Viele Freunde und Bekannte sagten immer wieder zu mir: »Deine E-Mails sind immer so amüsant und spannend. Schreib doch mal ein Buch«.
Nur ich selbst habe offensichtlich ein bisschen länger dafür gebraucht, selbst zu erkennen, was mir so richtig Spass macht.
Schreiben? Ein Buch? Der Gedanke war mir zwar sympathisch, aber irgend etwas hatte mich auch stets davon abgehalten. »Nur Texte, keine Bilder? Hunderte von Seiten am Stück schreiben…monatelang am Schreibtisch sitzen…Ewigkeiten bis ein fertiges Ergebnis vorliegt?« Das war mir irgendwie zu wenig dynamisch, zu wenig grafisch, zu wenig kreativ. »Und ohne direkten Kontakt zu meinen Lesern? Da musste es doch noch etwas anderes geben…?«
Diese uns viele andere Gedanken gingen mir zeitweise während unseres Sabbaticals durch den Kopf. Die ich in Ruhe und mit Musse auch mit meinem Mann diskutieren konnte. Ideen entwickeln, weiterspinnen, wieder verwerfen. Neu beleuchten…von allen Seiten durchdenken.
Und nach der Auszeit, als wir wieder zuhause waren, nachdem wir unterwegs viel Zeit zum freien Nachdenken, auftanken und »Ideen spinnen« gehabt hatten. Entstand nach einigen Wochen der konkrete Plan, das Blog Magazin nurmut.ch ins Leben zu rufen…und endlich schreiben zu können! Kreativ zu sein. Und zwar gemeinsam mit meinem Mann, der für die Fotos, Bilder und die Technik zuständig ist. Wir haben ein gemeinsames »Steckenpferd« gefunden. Das uns viel Spass macht. Und unsere beider Leidenschaften und Talente gleichermassen bedient und heraus fordert.
Und damit vielleicht auch Dir etwas zu geben, was Dich inspiriert. Einen kleinen Schubs in die richtige Richtung…um selbst aktiv zu werden…ersehnte Projekte »hinter dem Ofen« hervor und direkt in Dein jetziges Leben zu holen.
Sieh doch mal nach auf Deiner langen Bank, was dort alles auf Dich wartet. Um entdeckt zu werden. Sicherlich ist auch für Dich etwas dabei, was Dir richtig viel Spass macht. Dir glänzende Augen und ein Kribbeln im Bauch verursacht. Oder ein Lächeln auf Dein Gesicht zaubert!
Nimm Dir die Zeit, krame mal ein bisschen rum in all den spannenden, aufgeschobenen Projekten. Und denk immer dran:
»Heute ist morgen schon gestern«.
Warte deshalb nicht zu lange.
Aber vielleicht brauchst auch Du dafür erst noch eine kleine Auszeit?
Wie man dieser ein wenig näher kommt und was dabei alles zu beachten ist, kannst Du lesen in »Träumst Du noch oder planst Du schon?«
nurMUT…heutzutage lohnt es sich sowieso nicht, etwas lange auf einer Bank liegen zu lassen.
P.S. Inzwischen habe ich mir endlich auch den Traum der eigenen Bücher erfüllt! Nicht nur das Schreiben war ein ganz besonderes Erlebnis, sondern auch die durchweg positiven Reaktionen meiner Leser und Umwelt geben mir recht. Ein Herzensprojekt, das genau deshalb zu einem erfolgreichen Projekt wurde. Hier geht’s zur Entstehungsgeschichte, zur Leseprobe und zum Film meines ersten Buchs.
Und hier zur Vorstellungsseite meines zweiten Buchs, einem Krimi: Höhlengereift – Winken, ein ganz normales Dorf.
Liebe Petra!
Dieser Beitrag ist einfach super. Ja, wenn man nicht immer alles auf die lange Bank schieben würde….
Es sollte wirklich vielen Mut machen, sich seine Wünsche/Träume zu erfüllen. Denn wie heißt es so schön: „Während du dein Leben planst, kippt hinter dir das Schicksal vor Lachen vom Stuhl.“ 🙂
Ich habe mal ein Gedicht geschrieben: Jahrein Jahraus
Die Natur zeigt ihre Kraft
jahrein – jahraus
oftmals unbemerkt
und manchmal über Nacht.
Wer denkt darüber nach?
jahrein – jahraus
der Mensch oft jammert
und bedenkt sein Ungemach.
Vergisst ob all der Klagen
jahrein – jahraus
Beispiel sich zu nehmen
und nach dem Sinn zu fragen.
Es ist ein Kommen und ein Gehen
jahrein – jahraus
egal zu welcher Zeit
spürst du die Stürme wehen.
Wer weiß schon, wieviel Zeit
jahrein – jahraus
und welches Leid und Freude
ein jedem von uns bleibt.
Ist bunt und wechselvoll das Leben
jahrein – jahraus
so lehrt uns die Natur
willst nehmen, musst auch geben.
Bedenke doch: In jedem Ende
jahrein – jahraus
steckt auch ein Neubeginn
und Kraft für eine Wende.
Das Gedicht ist aus meinem Buch: „Kurzweilig langlebig“. Ich denke, dass passt auch ganz gut zu deiner Seite und diesem Beitrag. Mach weiter so und versuche weiterhin, Menschen zu begeistern, die sich begeistern/anstecken lassen. Ganz liebe Grüße zu dir/euch in die Schweiz aus Thüringen!
Beate
Hallo Petra,
Ein guter Artikel, der mir aus dem Herzen spricht. Ende letzten Jahres habe ich mich selbst dazu entschieden meine Träume nicht mehr auf die lange Bank zu schieben, sondern diese endlich in die Hand zu nehmen. Bin gespannt was dieses Jahr zu dem Thema noch alles bringt. 🙂
Herzliche Grüsse
Nicky
Hallo Petra.
Du hast ja so recht. Diese „lange Bank“ ist schon so voll, dass kein Platz mehr für neue Ideen ist. Außerdem ist sie mit 55 gar nicht mehr so lange, dass da noch so viele Ideen drauf passen.
Ich lebe JETZT. Deshalb habe ich mir auch meinen Jugendtraum erfüllt und einen Hymer gekauft. Trotz aller Vorwände die da wären: keine Zeit, kein Geld, die Kinder, die Partnerin will noch nicht, keine Ziele …
Du machst mir mit deinen Blogs Mut. Mit dem ersten ermutigst du mich, und mit dem zweiten zeigst du mir schöne Reiseziele.
Wie gesagt, ich lebe JETZT.
Lieber Kurt,
ich freue mich über Deinen Kommentar und noch viel mehr darüber, dass Dir meine Artikel ein Quentchen „Mut“ machen, Deine Träume zu verwirklichen. Ich gratuliere Dir zum Hymer! Und bin schon sehr gespannt auf Deine Erlebnisse und Reisen mit Deinem „neuen mobilen Zuhause“. Auf Deine ersten Erfahrungen, und wie sich das für Dich anfühlt, als Kapitän der Landstrasse neue Ufer zu entdecken. Und ich bin sicher, dass Du mit Deiner Begeisterung auch Deine Familie und die letzten Zweifler anstecken wirst. Gerne höre ich dann auch Deine Geschichten von der Erfüllung Deiner Träume. Viele Grüsse Petra