Interview zum Thema Karriereausstieg und Lebensveränderung
»Es gibt nichts, was Du nicht kannst, wenn Du es wirklich willst«.
Vor einiger Zeit wurde ich um ein Interview gebeten zum Thema Karriereausstieg und Lebensveränderung. Warum ich der klassischen Karriere den Rücken gekehrt und damals mein Leben mit 40 nochmals komplett verändert habe.
Viele von uns träumen nur davon: Den Job und alles, was damit zusammenhängt, einfach hinzuschmeißen, sich vom hektischen Großstadtleben zu verabschieden und ein ruhiges, entspanntes Leben auf dem Land zu führen. Ich habe es vor über 10 Jahren tatsächlich getan.
Wie es dazu kam, wie ich heute lebe, und ob ich jetzt glücklich bin, beantwortete ich gern anhand der folgenden Fragen:
Was war der Anlass für Deinen Karriereausstieg?
Petra: Seit jeher agiere ich nach dem Motto »Love it, leave it or change it«. Ich habe mich immer beruflich verändert, wenn ich die Situation nicht mehr lieben konnte. Als ich Einiges durch Veränderung nicht mehr wirklich verbessern konnte, war das Verlassen des klassischen Berufslebens die logische Konsequenz für mich.
Was hat Dich zu diesem Schritt motiviert?
Petra: Unzufriedenheit war schon immer meine Motivation für Veränderung. Immer, wenn ich unzufrieden war oder mir etwas anderes wünschte, habe ich meine Situation geändert, so dass ich nie wirklich lange unzufrieden war. Nichts ist meiner Meinung nach schlimmer, als dauerhaft unzufriedene Menschen, die stets jammern, aber nichts verändern wollen.
Was hat Dich an Deinem Berufsleben am meisten gestört ?
Petra: Über die Jahre hat mich die zunehmende Bürokratisierung der Unternehmen gestört (wie übrigens auch der westlichen Welt an sich). Und die übertriebene Eitelkeit, Profilneurosen und das Machtstreben der Kollegen und Chefs. Vielfach bleibt für die eigentlichen Sachthemen und die Arbeiten, die einem wirklich motivieren und Freude bereiten, zu wenig Zeit. Ein klassischer Arbeitstag »im ganz normalen Wahnsinn« sah am Ende so aus:
- 1/3 des Tages: Selbstverwaltung, Abteilungspolitik, Meetings, Krisensitzungen, Protokolle schreiben, abstimmen, korrigieren, nochmals abstimmen, Dutzende unwichtiger E-Mails lesen, weil jemand mal wieder einen Riesenverteiler gewählt hatte.
- 1/3 des Tages: »Networking«, mit den richtigen Leuten »essen gehen«, Verbündete finden, Allianzen schmieden, Strategien entwickeln. Mit anderen Abteilungen gegen wieder andere Abteilungen. Angriffe abwehren, sich ständig rechtfertigen und bei Problemen auf jeden Fall immer einen anderen Schuldigen finden.
- 1/3 des Tages: tatsächliche Aufgaben erledigen, für die man eigentlich qualifiziert ist und ursprünglich einmal eingestellt wurde. Und die Spass und Zufriedenheit bringen.
Erinnert ein bisschen an die Weltpolitik? Eben! Ich habe am Schluss immer gesagt, wenn ich in die Politik gewollt hätte, wäre ich Politiker geworden…Bin ich aber nicht! Was mir zunehmend fehlte in den grossen Unternehmen, war die Möglichkeit, eigenverantwortlich handeln zu können, andere eigenverantwortliche Leute anzutreffen und mit normalem Menschenverstand im Sinne der Sache agieren zu können. Dadurch erlebt man um sich herum und schliesslich bei sich selbst nur noch Frust, Gejammer und Unzufriedenheit…und fragt sich früher oder später nach dem Sinn seines Handelns. Man kann sich relativ lange mit dem Gehalt als »Schmerzensgeld« trösten. Aber auch das reicht irgendwann nicht aus, wenn die Freude ausbleibt. Viele warten dann nur noch auf das ersehnte Wochenende und den Urlaub. Oder schlimmer noch: werden depressiv, Alkoholiker oder »Burn-Out-Kandidaten«.
Dem allem bin ich rechtzeitig entkommen, bevor es meine Persönlichkeit verändert oder mich krank gemacht hätte.
Hast Du lange über den Ausstieg nachgedacht oder war das eine eher spontane Entscheidung?
Petra: Das war keine spontane Entscheidung, da zu viel damit verbunden ist. Obwohl ich oft ein sehr spontaner, intuitiver Mensch bin, habe ich mir mit weitreichenden Entscheidungen und Veränderungen in meinem Leben immer eine gewisse Zeit zum Nachdenken gelassen. Sowohl bei meinen vielen Job- oder Ortswechseln als auch bei der endgültigen Kündigung. Ich muss neue Situationen vorab in Visionen durchdenken können und mir »best-case« und »worst-case« Szenarien vorstellen, um endgültig zu entscheiden und die Chancen und Risiken abwägen zu können.
Was ist Dein wichtigster Tipp für andere, die auch mit diesem Gedanken spielen?
Petra: Du sagst es selbst, man sollte einige Zeit mit dem Gedanken nach Veränderung oder Ausstieg spielen. Sich Szenarien überlegen, was man danach machen möchte, wie man sein Leben gestalten und finanzieren möchte und kann. Es braucht meiner Meinung nach eine echte Vision und einen Plan, wo man hinmöchte, was einem wichtig ist, und wie man das realistisch umsetzen kann. Einen extremen Willen zur Veränderung. Und das Bewusstsein, welche Phasen man in einem Veränderungsprozess meist durchleben muss, und wie man damit umgeht. Durchhaltevermögen, wenn mal was nicht gleich rund läuft.
Einen »ins Blaue hinein« Ausstieg und »der Rest wird sich finden«, halte ich für naiv und sehr riskant. (Obwohl auch das bei manchen funktionieren mag).
Wichtig ist, dass Dein näheres Umfeld auch in Deine neue Vision passt. Wenn Du nicht auch gleich Familie, Beziehung und Wohnort über Bord werfen möchtest.
Aussteigen ist etwas für Menschen, die einen starken Willen haben, Ihre Fähigkeiten kennen, und die es gewohnt sind, mit Veränderungen umzugehen. Die bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen. Und die immer einen Plan B im Hinterkopf haben.
Wie hat Deine Umgebung auf Deine Pläne reagiert?
Petra: Da ich relativ früh gelernt habe, wichtige Entscheidungen allein zu treffen, war meine direkte, persönliche Umgebung (Eltern, enge Freunde) nicht besonders überrascht. Mit meinem damaligen Partner und heutigen Ehemann, habe ich das natürlich vorher im Detail besprochen. Und er hat mich in allem unterstützt, was meiner Meinung nach sehr wichtig ist.
Arbeitskollegen und Bekannte haben grösstenteils mit Unverständnis und Skepsis reagiert, wie ich einen sicheren, gut dotierten Job bei Deutschlands beliebtestem Arbeitgeber, eine sichere Betriebsrente und alles Prestige, das damit zusammenhängt, aufgeben kann. Und einen traumhaften beruflichen Lebenslauf so abrupt beenden.
Einige haben mich allerdings auch beneidet, würden einen solchen Schritt selbst aber niemals wagen, wie sie mir sagten.
Musstest Du Dich gegen Widerstände durchsetzen? Wie bist Du mit den Widerständen umgegangen?
Petra: Widerstände? Nein. Meine Chefin war natürlich nicht besonders glücklich über meine Kündigung. Deshalb haben wir noch ein halbes Jahr länger vereinbart, in dem ich einige Projekte vom Home Office in der Schweiz aus abschliessen konnte. Somit hatte ich am Ende sogar noch eine sehr angenehme Arbeitssituation, von der ich früher nie zu träumen gewagt hätte.
Wie sieht Dein Leben heute aus?
Petra: Ich habe endlich eine erfüllende Beziehung (wofür vorher irgendwie nie Zeit war). Ich arbeite frei und selbständig. Kann mir meine Zeit selbst einteilen und vielfach selbst entscheiden. Lebe ein ruhigeres Leben auf dem Land in den Schweizer Voralpen (im Gegensatz zum vorherigen quirligen »Teilzeit-Single« Stadtleben). Insgesamt habe ich jetzt wieder mehr Ruhe und Zeit, Dinge zu durchdenken und noch bewusster zu entscheiden. Auf einen Satz gebracht: Selbstbestimmung (heute) contra Fremdbestimmung (früher vielfach). Achtsamkeit versus »Multitasking«. Und ich bin dem »Konsumwahnsinn« ein Stückchen weit entflohen, was ich persönlich heute als sehr befreiend empfinde. (Kann man natürlich gut sagen, wenn man so lange auf der Überholspur gelebt hat). Ich tue, neben der selbständigen Arbeit, viel mehr Dinge, die mir richtig viel Spass machen: Schreiben, Fotografieren, Malen, viel Zeit draussen mit unserem Hund verbringen, Gärtnern und Reisen. Und mein Lieblingsprojekt, das dies alles vereint: der eigene Blog www.nurmut.ch. Auf dem ich all das Erlebte und das Neue in »Geschichten« verarbeiten, erzählen und teilen kann. Mit meinen Lesern, denen ich anhand eigener »Beispiele« aus der Praxis Mut machen möchte, ihre Träume ein Stück weit umzusetzen. Und Ihr Leben ein bisschen zu verändern, wenn sie unzufrieden sind mit bestimmten Punkten.
Was sind Deine nächsten Ziele?
Petra: Ein zufriedenes Leben zu führen, in dem ich so viel arbeite wie nötig ist, um den Rest finanzieren zu können. Und dabei meine wahren Fähigkeiten und Talente einsetzen zu können, damit mir die Arbeit Spass macht. Reisen, soviel wie möglich, um in meinem restlichen Leben noch richtig viel von der Welt kennen zu lernen. Die persönlichen Prioritäten so konsequent zu setzen, dass ich am Ende des Tages nichts bereuen werde.
Ehrlich gesagt, war es schon immer mein Ziel, das zu tun, was mir mein Bauchgefühl sagt. Das war mit 20 Jahren eben etwas ganz anderes als jetzt mit über 50. Aber das empfinde ich auch als wirklich schön im Leben: dass man sich weiterentwickelt und jede Phase ihre Berechtigung hat. So gesehen ist und war mein Ziel immer, zufrieden und glücklich zu leben, frei nach dem Motto: »Geniesse Dein Leben ständig, denn Du bist länger tot als lebendig«. Und schön wäre es, wenn ich mit meiner Art zu leben, Dinge zu sehen und mit meinen Geschichten andere Menschen inspirieren und unterhalten könnte – oder wenigstens ein wenig zum Nachdenken anregen.
Musst Du Dich finanziell einschränken? Wie gehst Du damit um?
Petra: Die Prioritäten sind jetzt andere als zwischen 20 und 40. Deshalb habe ich auch die Finanzen umpriorisiert, ohne massgebliche Einschränkungen zu spüren. Die fünfte Handtasche oder der neueste hippe Designerfummel sind nicht mehr wichtig. Früher hiess es »Zeit ist Geld«. Heute bin ich der Überzeugung: »Geld ist Zeit«. Und Zeit ist der wahre Luxus.
Hast Du Deine Unabhängigkeit aufgegeben? Wie hat sich das angefühlt?
Petra: Eine Frage der Definition von »Unabhängigkeit«. Ehrlich gesagt fühlte ich mich früher abhängiger, z.B. von Karriere, Konsum-Druck, Trends, Meinungen und dem Urteil anderer. Nein, ich habe meine Unabhängigkeit nicht aufgegeben. Im Gegenteil, ich fühlte mich selten so unabhängig wie momentan. Und das fühlt sich richtig gut an.
Was war die größte Schwierigkeit in Deinem »neuen« Leben?
Petra: »Den Appenzeller Dialekt zu verstehen vielleicht?« – Nein, Spass beiseite, ehrlich gesagt, gab es keine Schwierigkeiten in meinem »neuen« Leben, wenn man es so nennen mag. Ich wusste ja von vorne herein, worauf ich mich einliess.
Ungewohnt war am Anfang sicherlich, dass ich mich nicht mehr durch den Job und die tollen Firmen definieren konnte. Oder damit »punkten« bei anderen, wenn man neue Leute kennenlernt. Da meine Jobs 20 Jahre lang einen zentralen Platz in meinem Leben einnahmen, war das mitunter die grösste Umgewöhnung. Nicht mehr Teil eines von vielen »bewunderten Unternehmens« zu sein. Und daraus kein Selbstbewusstsein mehr schöpfen zu können. (Gute Übung übrigens, um ein eigenes, von Dritten unabhängiges Selbstvertrauen aufzubauen).
Was ist für Dich der größte Unterschied im Vergleich zu Deinem früheren Leben?
Petra: Dass ich das Leben um mich herum wieder bewusster wahrnehmen kann. Klingt abgedroschen, ist aber so. Und dass sich der Bekannten- und Freundeskreis ändert und verkleinert, wenn Du aus dem klassischen Berufsleben aussteigst. Denn Deine Themen und Interessengebiete verlagern sich ebenfalls und viele »kommen da nicht mehr mit«. Ich fühle mich ab und zu wie ein »Freak«, den viele ungläubig, teils bewundernd, teils neidisch betrachten. Und sich darüber wundern, wie zufrieden und gelassen ich bin. Persönlich fühle ich mich wieder authentischer, was mir auch viele bestätigen. Ich muss nicht mehr ganz so viele »Rollen spielen« wie vorher und niemand anderem mehr etwas beweisen. Und das ist deutlich weniger anstrengend.
Das Leben empfinde ich heute weniger oberflächlich, dafür sehr viel eigenverantwortlicher und intensiver. Und ich habe mehr Zeit zum Nachdenken, das ist einer der grössten positiven Unterschiede. Denn zuerst Denken und dann Agieren bringt einem viel weiter als hektisches, gehetztes Reagieren.
Und: ich habe nicht mehr das Gefühl, ständig konsumieren und damit kompensieren zu müssen. Mein Job verlangt auch nicht mehr von mir, andere zum Konsumieren »zu verführen«, so wie meine früheren Marketing Jobs. Das ist sehr entspannend!! Und oft amüsieren mich heute die Bemühungen der Marketing Kollegen eher, wenn ich »von aussen« sehe, mit welchen fragwürdigen Mitteln sie verzweifelt versuchen, die Kunden zum Kauf, egal welcher Produkte, zu animieren.
Bereust Du Deinen Ausstieg manchmal? Vermisst Du vielleicht etwas?
Petra: Nein, ich habe meinen »Karriere Ausstieg« noch nie bereut. Denn ich war sehr lange dort, wo ich sein wollte. Hatte wunderbare Jahre im Business, spannende Jobs und habe viele Erfahrungen gesammelt. Auch welche, die mir jetzt noch nützen. Aber die Zeit war reif für etwas anderes. Vermutlich hätte ich es irgendwann bereut, es nicht getan zu haben.
Ob ich etwas vermisse? Ganz ehrlich, die einzigen drei Dinge, die ich hier auf dem Land manchmal vermisse, sind:
– meine guten, alten Freunde, die inzwischen in alle Himmelsrichtungen der Welt verstreut leben, und für die das Appenzellerland oft weiter weg zu sein scheint als der Mond. Und da ich seit einigen Jahren beruflich nicht mehr in der Welt umherfliegen muss und privat gar nicht mehr fliege, sehe ich die meisten von ihnen leider viel zu selten. (Die moderne Kommunikationstechnik vermag dies jedoch teilweise zu kompensieren).
-die kleine vietnamesische Garküche, die ums Eck meiner früheren Wohnung in München lag. Wo ich früher spontan das genialste Curry nach Hause holen konnte. (Aber das koche ich jetzt eben selbst zuhause).
– der türkische Gemüseladen, ebenfalls ums Eck. Wo ich jahrelang Tonnen frischen Gemüses und den besten Münchner Döner bei einer sehr netten türkischen Grossfamile kaufen konnte, die immer für einen kleinen Schwatz mit mir Zeit hatte.
Aber im Berufsleben vermisse ich nichts. Dafür habe ich dort genug erlebt, alles ausgekostet und vieles auch kritisch gesehen.
Würdest Du es wieder tun? Oder was würdest Du vielleicht anders machen?
Petra: Jederzeit wieder. Aber um so entschieden und überzeugt aussteigen und bewusst auf Karriere verzichten zu können, musste ich sie erst einmal gemacht haben. Als ich sie dann von allen Seiten kennen gelernt hatte, konnte ich überhaupt erst beurteilen und neu entscheiden, wie lange das für mich überhaupt passt. Und als es nicht mehr gepasst hatte, musste konsequente Veränderung her…der Ausstieg. Ich persönlich würde also nichts anders machen wollen.
Wie hat Dich dieser Schritt verändert?
Petra: Einmal mehr, bestärkte mich der Glaubenssatz, den mein Vater mir einimpfte: »Es gibt nichts, was man nicht kann«. Wenn Du es nur wirklich willst. Wenn Du Karriere machen kannst, kannst Du auch aussteigen. Für Beides braucht es einen starken Willen, Selbstvertrauen, eine Vision, Durchhaltevermögen und eine Prise Mut.
Durch den Ausstieg habe ich gelernt, dass man sich selbst nie zu wichtig nehmen sollte. Und wie viel wichtiger es ist, bewusst zu leben, der Welt und den Menschen achtsam und offen zu begegnen und jeden Tag zu geniessen. Über mich habe ich gelernt, dass ich immer meiner Intuition und meinen Visionen folgen sollte, um zufrieden leben zu können. Und dass diese in verschiedenen Lebensphasen anders aussehen.
Hat Dich diese Erfahrung verändert? Inwiefern?
Petra: Da ich nicht mehr den »Manager« spielen muss, bin ich sicherlich wieder mehr ich selbst geworden und bin zu meinen ureigenen Wertvorstellungen zurückgekehrt. Ich habe das Gefühl, dass nach dem Ausstieg all meine ursprünglichen Fähigkeiten und Stärken wieder mehr zum Vorschein kamen, und die antrainierten Business Attitüden in den Hintergrund rückten. Man könnte auch sagen »back to the roots«oder »zurück auf Start«, aber mit weiteren vielen wertvollen Erfahrungen.
Wie haben sich diese Erfahrungen auf Dein Leben ausgewirkt? Was machst Du heute anders?
Petra: Ich gebe meinem eigenen Leben und meiner Umgebung wieder die Aufmerksamkeit, die es braucht. Beobachte. Höre gut zu. Nehme wahr. Überlege eher, bevor ich rede. Sehe wieder Vieles mit mehr Gelassenheit und Humor. Praktiziere vielfach das »Weniger ist mehr«. Nutze meine Zeit für die Menschen und Dinge, die mir wirklich wichtig sind. Und versuche, alle anderen konsequent auszusortieren. Dazu gehört auch der selektive Umgang mit Medien und Nachrichten jeder Art. Ich wähle meine Informationskanäle in beide Richtungen (Sender und Empfänger) zunehmend bewusster aus, lasse nicht jeden »Medien-Hype« in mein Leben und versuche, mich mit der gewonnen Zeit fundiert zu informieren und mir eine eigene Meinung zu bilden. Seit ich mich nicht mehr mit »jedem Mist« beschäftige, den ich oft sowieso persönlich nicht ändern kann, bin ich wieder viel positiver und konstruktiver geworden.
Würdest Du anderen eine Nachahmung empfehlen?
Petra: Mit Empfehlungen bin ich immer sehr vorsichtig. Jeder Mensch ist anders, hat eine andere Prägung, Vorgeschichte, Stärken und Schwächen, Vorlieben, Ängste und Lebenssituation. Was ich guten Gewissens empfehlen kann: »Lebe Dein Leben nach der eigenen Intuition entsprechend Deiner Stärken und nach den eigenen Visionen, Sehnsüchten und Wünschen. Wenn Du etwas wirklich willst. Und Dich der Gedanke daran und die Sehnsucht danach nicht mehr loslässt über einen längeren Zeitraum. Wenn Du bereit bist, einiges für die Umsetzung zu tun und zu riskieren. Und wenn Du ein persönliches Konzept dafür hast. Dann solltest Du an Dich glauben und es versuchen…was immer es ist.«
Oder um es mit Mark Twain zu sagen: »In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast.«
Wie definierst Du Glück für Dich?
Petra: Glück ist für mich »Gesundheit« und »die Abwesenheit von Unglück«. Auf dieser Basis hat meiner Meinung nach jeder die Chance, »seines Glückes Schmied zu sein«.
Was tust Du, um glücklich zu sein?
Petra: Mein Leben selbst gestalten und andere Menschen glücklich machen.
Wie kann man Dich glücklich machen?
Mit sehr Vielem. Die Liste würde dieses Interview sprengen. Ganz sicher aber immer mit einem Lächeln.
Bist Du zufrieden mit Deinem Leben?
Petra: Ja, sehr!
Wenn Du einen Wunsch frei hättest … ?
Petra: Ihn hier nicht öffentlich verraten zu müssen, weil er sonst vielleicht nicht in Erfüllung geht…?
Liebe Petra,
mit großem Interesse habe ich dein Interview gelesen, obwohl ich deinen Ausstieg schon von dir persönlich erfahren habe, als wir uns zufällig von München nach Venedig begegnet sind. Du hast es mit vielen Sätzen auf den Punkt gebracht: Niemand sollte sich etwas im Leben länger antun, als unbedingt notwendig. Und wenn man etwas nicht mehr mit Liebe, Freude und Begeisterung tut, dann wir es Zeit, etwas zu ändern. Ich denke genauso und hoffe, dass sich einige Leser dank deiner offenen Worte animieren lassen, über ihr Leben und ihre Situation nachzudenken, ….und vielleicht auch den Mut aufbringen, etwas zu ändern, und wenn es nur die eigene Einstellung zu bestimmten Dingen ist.
Ich bin in der glücklichen Lage, noch immer mit allem in meinem Leben zufrieden zu sein, weil ich es ebenso wie du gehalten habe: Wenn mich etwas an Job, Leben oder Situationen gestört hat, habe ich Vor- und Nachteile abgewägt und meistens dann auch verändert. Ich bin zwar noch nicht aus dem Berufsleben ausgeschieden, aber mit bald 61 Jahren habe ich eh nicht vor, bis zum Renteneintritt zu arbeiten. Ich beschäftige mich schon mit dem Gedanken des Ausstiegs, werde ihn in die Tat umsetzen, wenn mir was an meiner Arbeitssituation nicht mehr passt. Was ich dann tue? Zu Fuß unterwegs sein *grins*! Vielleicht begegnen wir uns dann wieder…
Liebe Grüße auch an Robert und Monet!
Beate aus Thüringen
Richtig schön, wieder was von Dir zu lesen. Gutes Interview! Durch Covid und Krebserkrankung meines Mannes seit drei Jahren, kämpfe ich mich mit jüngster Tochter und neuem Hund. Ohne ging nicht. Unser alter Hund musste leider mit fast 16 Jahren als Notfall eingeschläfert werden. Ich bzw wir haben ein gutes und wichtiges Familienmitglied verloren sowie nachfolgend drei wichtige Elternteile…so wird es uns bewusst, wie schnell alles vorbei läuft. Auch durch Covid habe ich leider feststellen müssen, dass ich viel verloren und doch gewonnen habe und will nach drei Kindern keinem Auftrag hinterher laufen. Studier an einer Fernuni Soziale Arbeit und überleg mir neue Dinge. Ob mein Mann noch dabei ust, können wir nicht sagen, aber ich muss weiter machen, aber nicht im Hamsterrad! Wenn kein Job da ist, ist halt keiner da und hinterher rennen mach ich nicht mehr. Benötige die Kraft und Freude woanders! Alles Gute und Liebe und mach weiter so! BG aus München!
Ein super Interview Petra. Und ja, sehr authentisch. Ich weiß es, … bin ich doch einen kleinen Teil deines Lebens mit gegangen 😉
Ja, der eigenen Intuition zu folgen, das ist der Weg – und auch auf das verzichten können und wollen, was dazu nicht passt. Auf die eigene Intuition vertrauen.
Alles Liebe, Rita
Liebe Rita,
danke Dir für Dein schönes Feedback..ja, lang ist’s her…aber Vieles noch sehr präsent, wenn auch Vergangenheit 😉. Ich hoffe, Dir geht’s auch gut und sende Dir ebenfalls herzliche Grüsse nach Bayern.