Geschichte und Mythos ökologisches Tiny House

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Geschichte und Mythos ökologisches Tiny House

Tiny Houses sind »en vogue« und geistern durch die Medien. Es entstand ein regelrechter Mythos »ökologisches Tiny House«. Manch einer wird sich fragen, woher denn dieser Trend zu Mini Häusern eigentlich kommen mag. Dabei wird es sicher nicht erstaunen, wenn uns erzählt wird, das Tiny House habe seinen Ursprung in Amerika. Dem Ursprung ach so vieler Trends, die zu uns über den grossen Teich geschwappt sind.

Aber selbstverständlich ist das nur die halbe Wahrheit. Denn es war und ist schon seit Ewigkeiten so, dass ganz kleine Häuser zu jeder Zeit schon für den »kleinen Geldbeutel« bestimmt waren. Zu sehen auf alten Fotos und Unterlagen aus der Besiedelungszeit. Oder auf Reisen in anderen Ländern.

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Oder haben womöglich die Marokkaner das Tiny House erfunden?

Mythos: ökologisches Tiny House.

Einen Boom erreichte das Tiny House so auch in jüngster Zeit aus einer Not heraus. Die Finanzkrise 2008, gefolgt von der Immobilienkrise, drängte Zehntausende von Amerikanern aus ihren Häusern und Wohnungen. Jener Teil von ihnen, der es sich noch einigermassen leisten konnte, wollte einen gewissen, gewohnten Lebensstandard beibehalten und sich nicht alternativ in ein Wohnmobil verkriechen. Wozu etliche andere gezwungen waren, deren finanzielle Situation mit einem Schlag mehr als desolat geworden war.

Es musste also sehr schnell eine Wohnform gefunden werden, die den Ansprüchen von unabhängigem, Eigenheim ähnlichen Wohngefühl einerseits und einer gewissen Mobilität andererseits Rechnung trug. Denn man wusste ja nicht, wohin mögliche neue Arbeitsplätze einem verschlagen und zwingen würden. Das Ganze möglichst kostengünstig, denn ein zweites Immobilien Desaster wollte und konnte man nicht mehr erleben.

Die damalige, effektive Notsituation hatte also mit unserer westeuropäischen Tiny House Romantik herzlich wenig zu tun.

Eine extensive Verbreitung dieser Wohnform auf Rädern ist in diesem Ausmaß auch nur in den USA möglich. Denn der Staat hilft dem Bürger dort in Notsituationen sozial nur in sehr geringem Rahmen, lässt den Bürgern auf der anderen Seite jedoch auch viel mehr Freiheiten, den Wohnort und die Meldepflicht betreffend. Das heißt man kann dort als US Bürger generell überall leben und sein Tiny House mit Zustimmung des jeweiligen Grundeigentümers einfach hinstellen, wo man will. 

Mythos: Aussteiger und »Simplify Your Life« Trend

Ganz im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern. Dort wird zwar kaum ein Bürger in der Wohnungs- oder sozialen Not allein gelassen. Krankenkasse, Pension, Arbeitslosen- und Wohngeldgeld, etc. sind Vorzüge von Sozialstaaten. Die im Gegenzug dafür jedoch alles bis ins kleinste Detail geregelt haben wollen. So daß es für europäische Tiny House Besitzer um einiges schwieriger wird, ihren Traum zu verwirklichen. Details dazu in einem späteren Artikel.

Heutzutage verkörpert das Tiny House vor allem in Europa viele Mythen, die rein rational oft schwer nachzuvollziehen und mit Zahlen wenig zu belegen sind.
In der Realität können sich laut Umfragen im europäischen Raum nur etwa 15 % der Befragten eventuell vorstellen, tatsächlich in einem Tiny House zu wohnen. Über 45 % würden jedoch gern in einem ökologischen, autarken Gebäude wohnen wollen.

Diesen Trend und die Sehnsucht nach klimaschonenden Wohnkonzepten, die auch das eigene Gewissen entlasten, machen sich viele Tiny Houser Anbieter zu nutze, indem sie mit Superlativen werben.

Mit Argumenten wie »0 Energie«, »CO2 Neutralität«, »biologische Bauweise«, »Ressourcen Schonung«, »Freiheit und Mobilität«, »Achtsamkeit« und »Ökologie« machen Firmen und Medien den Menschen das Thema schmackhaft. Wenn es aber konkret darum geht, sein Hab und Gut sowie den Wohn- und Lebensstandard auf ein Minimum zu reduzieren, um auf 25 m2 ökologischer und Ressourcen schonender zu leben, wird ein medial breites Thema ganz schnell zum Nischenprodukt oder einer (noch) nicht gesellschaftstauglichen Wohn Utopie der Zukunft.

Mythos: erfahrene,ökologische & energieeffiziente Anbieter – der Teufel steckt im Detail

Aber wie so oft im Leben springen dennoch viele Laien auf diesen rasenden Zug auf. Und es entwickelt sich unter den Anbietern und selbsternannten Tiny House Spezialisten eine Dynamik der Unwahrheiten. Denn »Marketing ist alles«. Manchmal kommt es einem vor wie im Mittelalter, als Quacksalber auf ihren Planwagen durchs Land gezogen sind und ihre Wässerchen für jegliche Beschwerden mit unglaublicher Überzeugungskraft an die Frau und den Mann gebracht haben.

Auf YouTube, diversen TV Kanälen, in Online- oder Print Medien werden die Vorzüge mit vollmundigen Aussagen untermauert und den Zuschauern mit herzigen »Heile Welt Bildern« und glücklichen Protagonisten ungefiltert präsentiert. Mit glänzenden Augen macht sich das Gefühl breit, dass man nur mit so einem Tiny House zu den wahrhaften »Weltverbesserern« gehören kann.

Obwohl ich auf eine über 30-jährige Berufserfahrung als Architekt vor allem im Bereich massiver Bauten und in den letzten 13 Jahren auch im mobilen Wohnbau zurückgreifen kann, glaube auch ich dennoch an einen nützlichen, ergänzenden Sinn der Kleinbauten. Sie haben durchaus ihre Berechtigung und richtungsweisende Funktion für Zielgruppen, die sich ganz bewusst für wahrhaft umweltfreundliche Tiny Houses und ein entsprechendes Leben entscheiden.

Aus meiner persönlichen Erfahrung weiss ich aber, dass die Erstellung eines CO2 neutralen, ökologisch autarken Tiny Houses in biologischer Bauweise mit sehr guter Energiebilanz, das als Erstwohnsitz nach bauphysikalischen Gesichtspunkten perfekt funktionieren soll, nur mit einem gewissen Kostenaufwand bei gleichzeitiger Platzreduktion möglich ist.

Bauphysikalisch ist es beispielsweise utopisch, bei einer Wandstärke unter 20 cm die viel zitierten Anforderungen an umweltschonendes und energiesparendes Wohnen im Tiny House uneingeschränkt zu realisieren.
Die meisten am Markt erhältlichen Tiny Häuser bewegen sich real zwischen U-Werten (Wärmedämmwert) von 0.35 bis 0.5. Dies entspricht Werten, die im Hochbau in den 1980er Jahren Standard waren!
Ein heutiges niederenergetisches 3 Liter Haus muss einem U-Wert von 0.15 entsprechen. Um dies bei Wandstärken von 20 cm oder darunter zu erreichen, müsste eine High Tech Isolation, wie z.B. die technologische Agitec Spaceloft in 100 mm Stärke verbaut werden. Mit dem Nebeneffekt, dass so allein die Isolationskosten bei einem Tiny House von 8 m Länge bei ca. Fr. 45’000.- liegen würden!

Um einen angemessenen, mittleren U-Wert von 0.25 mit einer CO2 neutralen Isolation ( z.B.Zellulose) zu erreichen, benötigen wir daher eine Wandstärke von mindestens 28-30 cm. 
Was sich sowohl beim Gewicht als auch dem effektiv zur Verfügung stehenden Wohnraum eines Tiny Houses entsprechend auswirkt.

Mythos grenzenlose Freiheit in Europa.

Neben dem in Europa schwer zu erfüllenden Superlativ der absoluten Freiheit, mit einem Haus auf Strassen und Wegen herumzuziehen, wird es in unseren Breitengraden auch zunehmend schwieriger werden,  für sein Tiny House das erträumte Grundstück mit entsprechender Baugenehmigung in Toplage zu finden. Möglichst leicht erhöht, im Grünen, mit Aussicht und ohne störende Nachbarn. Auch in diesem Punkt sieht die Realität vielerorts leider vollkommen anders aus. Genauso wie bei der uneingeschränkten Mobilität der Tiny Houses, die sich im Normalfall meist nur auf den Transport vom Hersteller zum jeweiligen Standort beschränken wird.
Denn wenn man ganz ehrlich ist, gibt es für die grenzenlose Wohn-Mobilität in der großen weiten Welt bereits andere, besser geeignete, rechtlich unkomplizierte und erprobte Möglichkeiten. Auch Wohn- oder Expeditionsmobil genannt.

Zusammenfassend kommt man also schnell zu der Feststellung, daß auch ein Tiny House, wie so viele andere Produkte übrigens, keine »eierlegende Wollmilchsau« sein kann. Und es liegt wie immer an den Prioritäten und Motivationen jedes einzelnen Tiny House Interessenten, was für ihn am Wichtigsten ist.
Geht es in erster Linie darum, Geld zu sparen, frei zu sein und möglichst oft mit dem gesamten Tiny House umziehen zu können?
Geht es darum, seinen Lebensstil insgesamt auf ein Minimum herunterzufahren, achtsamer zu leben und damit auch ökologischer und Ressourcen schonender mit allen Konsequenzen?
Oder geht es womöglich sogar darum, sich einen Ferien- oder Zweitwohnsitz irgendwo im Grünen oder in einem anderen Land als Zukunfts-Utopie zu bauen, in dem man ein autarkes, ökologisches »Weniger-ist-mehr-Leben« in Teilzeit erst einmal ausprobieren kann, bevor man sein bisheriges Leben komplett aufgibt?

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»My home is my castle« – nicht nur gemütlich, sondern auch nachhaltig umweltfreundlich

So viele verschiedene Menschen es gibt, so viele Gründe mag es dafür geben, sich für das Thema Tiny House zu interessieren. Und so viele Mythen schweben über diesem neuen Trend.

Wieso dennoch Tiny Houses jenseits aller Mythen?

»Wieso konzipiert und bietet der Mann mit seiner Firma »Das Tiny House GmbH« dennoch Tiny Häuser mit denselben vielzitierten Attributen an?«, fragt sich der geneigte Leser nun vielleicht zu recht.

Wir sind über das monatelange Reisen im Expeditionsmobil und den damit einhergehenden Wohn-Beschränkungen und Autarkiefragen vermehrt darauf gekommen, über das Thema nachzudenken. In Kombination mit unserer Profession, zeitgemässe Wohnhäuser zu bauen lag es nahe, beide Erfahrungskreise zu bündeln und »DAS vollautarke, ökologische CO2 freie und qualitativ nachhaltige Tiny House« zu konzipieren und bis ins Detail zu planen, das kaum noch Fragen offen lässt.

Weil ich sehr stark von dem Konzept Tiny House als ergänzende, visionäre Wohnform überzeugt bin, hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Jedoch mit klaren Prämissen und realistischen Einschätzungen. Und weil ich auch beim Tiny House, wie bei meinen zahlreichen großen Wohnbauten, keine faulen Kompromisse eingehen möchte bezüglich Qualität und Funktionalität, bedeutet das für unsere Art der Tiny Houses:

  • Von uns verwendete Materialien und Technologien sind jahrelang selbst erprobt und halten, was sie versprechen.
  • Die modulare, ökologische Bauweise haben wir schon in Dutzenden von Gebäuden erfolgreich realisiert und stetig zeitgemäß weiterentwickelt.
  • Anstatt mit Marketing Plattitüden und schönen Herzkissen Bildchen zu punkten, wollen wir sachlich informieren und aufklären, damit Interessenten von Anfang an wissen, was sie erwarten können. Und zwar realistisch und ehrlich.

Nur so können Bewohner unseres Erachtens tatsächlich jahrelang Freude an ihrem Tiny House haben und ihr ökologisches Gewissen wirklich nachhaltig beruhigen.
Wer sich im Detail für unser Konzept interessiert findet mehr Informationen, Bilder und Grundrisse mit einem Klick hier…

Robert Kochgruber

nurMut…neue Trends sind oft gut, man prüfe jedoch sorgfältig, was Marketing Mythen und welches echte Argumente sind.

1 Kommentar zu Geschichte und Mythos ökologisches Tiny House

  1. Liebe Petra,
    ich habe ihren Artikel mit viel Freude gelesen, da er auch mal die andere Seite von Tiny Houses zeigt und einen klar macht, dass man die Aspekte eines Tiny House, die für die meisten als Nachteile gelten, wie zum beispiel das minimalistische Leben, haben wollen muss, um das Leben in einem Tiny House genießen zu können. Außerdem denke ich, dass sich viele Menschen das Leben in einem Tiny Hous, wie einen dauerhaften Urlaub vorstellen, was natürlich nicht der Wahrheit entspricht. Wenn man allerdings zum Beispiel nur Urlaub in einen solchen Tiny House verbringen will, kann man meiner Meinung die negativen Aspekte, wie zum Beispiel der wenige Wohnplatz für diesen Zeitraum ohne Probleme in Kauf nehmen.

    Viele Grüße
    Julia Neuhaus

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