Die Welt ist schlecht – Ein Geheimtipp gegen schlechte Laune.

Wie ein Kilo Mehl meine Welt wieder zurecht rückte.

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„Die Welt ist schlecht…“

Wer von uns kennt das nicht? Es gibt Tage, an denen sich vermeintlich die ganze Welt gegen Dich verschworen hat. Schon, wenn Du morgens das Radio anstellst, hörst Du nur Hiobsbotschaften. Und Du hast das Gefühl, morgen wird die Welt nun endgültig untergehen.

Damit nicht genug. Beim Gang zum Briefkasten erwarten Dich dort auch noch Berge von Rechnungen und unsinnige Werbeprospekte, die den Briefkasten verstopfen. Dein Nachbar, den Du dort triffst, guckt griesgrämig aus der Wäsche und erzählt Dir, dass das ohnehin schon nasskalte Wetter in den nächsten Tagen noch schlechter werden soll. Und dass im Nachbarort übrigens letzte Woche eingebrochen wurde….die Welt ist schlecht!

Wenn dann auch noch ein genervter Kunde, launischer Chef, penetranter Kollege, unpünktlicher Lieferant oder nicht erreichbarer Handwerker dazu kommt, ist das Desaster perfekt. Deine Laune ist auf dem Nullpunkt angelangt, und selbst das sonnigste Gemüt des grössten Optimisten verdunkelt sich allmählich mit bedrohlichen Schatten.

Du steckst also mal wieder mitten drin, in der Mühle der negativen Gedanken. Merkst, wie sich langsam eine gewisse, undefinierbare Wut breit macht. Mit der Du nicht genau weisst, wohin. Schlimmstenfalls ist es genau diese latente Wut im Bauch, die Dich zu weiteren Katastrophen führt, weil Du unkonzentriert bist oder nervös und fahrig in Deinen Handlungen. Die Gedanken sind blockiert mit all dem Ärger, den unangenehmen Mitmenschen und Nachrichten. Deren einzige Aufgabe es auf dieser Welt zu sein scheint, auf Deinen persönlichen Nerven herum zu trampeln. Und Dir die Laune so richtig zu vermiesen.

Du findest, ich übertreibe? Oder kennst Du diese Tage auch?

Obwohl Du weisst, dass dies Phasen sind, die vorbei gehen werden. Die jeder mal hat, und die Du in den anderen, guten Phasen belächelst. Wenn Du drin steckst, ist es vielfach schwierig bis unmöglich, Dich da selbst schnell wieder heraus zu hieven. Und Deine Umwelt nicht damit anzustecken.

Woher ich das weiss, fragst du Dich?

Weil ich seit Anfang dieser Woche gerade wieder selbst an der Reihe war….

Steter Tropfen höhlt die Laune

  • Bekannte laden ihren „Lebensfrust auf ganz hohem Niveau“ mal eben bei mir ab. Wo er dann für die nächsten drei Tage vor sich hin gären kann, während sie sich wieder besser fühlen.
  • Am Montagmorgen liegt eine utopische Rechnung im Briefkasten, die nur auf einer Verwechslung basieren kann.
  • Auf dem Weg zu einem Termin, zu dem ich eh schon spät dran bin, ertappe ich unsere Katze inflagranti dabei, wie sie auf den Badezimmer Teppich pinkelt. Und muss das Malheur natürlich gleich beseitigen, bevor ich weiter hetze (wer eine Katze hat, weiss warum).
  • Ein Kunde versucht per „Salami-Taktik“ geschäftliches Know How per Telefon mal eben kurz als kleine Gratis Information abzuzwacken. Ohne auf die Idee zu kommen, dass auch wir, wie jeder andere, für unsere geleistete Arbeit gerne bezahlt werden würden.
  • Die Radio- und Internetnachrichten mit ihrem Sensations-und Katastrophen Journalismus melden , dass wir uns am Beginn der 4. industriellen Revolution befinden und in ein paar Jahren nur noch Roboter das „Sagen“ haben werden. Während ich mich gestern einmal mehr darüber ärgerte, dass ich bei einer Versicherung mit einer Maschine telefonieren musste. Brav meine „1“ für Deutsch eingab, dann die „2“ für Privatkunden, nochmals die „1“ für Fragen zur Rechnung, um am Ende zu erfahren, dass der Apparat mir leider doch nicht helfen kann. Und ich doch bitte eine E-Mail an den Kundenservice schicken soll. Der sich (vielleicht) in den nächsten Tagen melden wird.
  • Vorletzte Nacht träumte ich von einer Mathe Prüfung, auf die ich mich null vorbereitet hatte. Ein Alptraum: ich wachte gestresst und schweissgebadet auf. (Immer mein persönliches Highlight. Und für Traumdeuter vermutlich ein klarer Fall).

Die Liste wäre beliebig erweiterbar. Und jeder Punkt für sich ist auch nicht wirklich tragisch, gemessen an den Problemen der Welt. Ich weiss. Aber manchmal stecken wir solche persönlichen „kosmischen Störungen“ besser weg. Und manchmal eben gar nicht, was die Lage erfahrungsgemäss verschlimmert.

Die Rettung: ein Kilo Brotmehl!

Was habe ich also gemacht nach vier „solcher Tage“, in denen sich die latente Wut im Bauch angestaut und die negativen Gedanken im Kopf Purzelbäume geschlagen haben? Damit ich nicht wegen der nächsten Kleinigkeit völlig ausflippe? Womöglich unschuldigen Mitmenschen verbal oder sonst wie etwas zuleide tue?

Der Zufall (oder die Vorsehung?) kam mir mal wieder zu Hilfe. Dieses Mal in Form einer Packung Brotmehl. Beim hektischen Suchen von „ich-weiss-nicht-mehr-was“ in unserer Küchen Vorratsschublade fiel mir gestern diese Packung Mehl in die Hände. Intuitiv schielte ich auf das Haltbarkeitsdatum und dachte, „das muss ich aber bald mal verwenden, damit es nicht verfällt.“

„Brot habe ich auch schon lange nicht mehr gebacken“…

…“wieso eigentlich nicht?“ „Was bräuchte ich denn sonst noch dafür?“ Trockenhefe, Salz, Wasser, ein Prise Zucker. Alles vorhanden! Gedacht, getan. Frei nach meinem Motto:

„Nit schwätze, mache!“,

nahm ich das Brotback Projekt gestern Abend sofort in Angriff…

Teig schlagen anstatt die Umwelt!

Kannst Du Dir vorstellen, wie wohltuend es ist, mit latenter Wut im Bauch einen Brotteig mit den eigenen Händen zu bearbeiten? Erst im Mehl-Wasser Matsch mit den Händen förmlich einzusinken, die warme Masse zwischen den Fingern zerfliessen zu lassen. Und anschliessend eine weiche warme Masse minutenlang zu bearbeiten, zu drücken und kraftvoll zu kneten.
Um ihn dann nach 60 Minuten „Ruhezeit“. In denen er sich zu doppeltem Volumen entwickelt hat, also „gegangen ist“. Nochmals so richtig zusammen zu schlagen. Damit er danach erneut 20 – 30 Minuten gehen kann. Um eine schöne Krume und Lockerheit zu bekommen.
Unbeschreiblich befreiend – manche sagen auch sinnlich. Das ist Ansichtssache… Auf jeden Fall aber wirkungsvoll und sicherlich konstruktiver, wenn man den Teig schlägt anstatt seinen Nächsten, oder? Und er nimmt einem das in keiner Weise übel, der gute Teig. Im Gegenteil, je mehr geknechtet, desto besser gedeiht er!

Teig-gehen-lassen

Dazu kommt, dass Du beim Brotbacken, wie übrigens bei vielen anderen handwerklichen Tätigkeiten mit sichtbarem Ergebnis, voll konzentriert zu Werke gehen musst. Mit viel Einsatz und Leidenschaft. Damit es gelingt. So sind auch Deine Gedanken auf diese eine Sache gelenkt. Weg von all dem Ärger und Ungemach, die Dir Stunden zuvor noch Kopfzerbrechen bereitet hatten.  Du setzt persönlich neue Prioritäten und handelst aktiv, anstatt Dinge von aussen geschehen zu lassen.

Damit nicht genug. Der Ofen, den man für das Brot vorheizen muss, wärmt zusätzlich Körper und Seele, vor allem an kühlen, nassen oder tristen Tagen. Und wenn das Brot dann bäckt, tröstet der köstliche Duft, der dem Ofen entweicht über (fast) alle Sorgen hinweg. Entführt Dich in die Kindheit, das geborgene Zuhause. Wo früher Mutter (Vater) oder Oma köstliche Backwaren, ebenfalls hoch konzentriert, mit roten strahlenden Bäckchen im Gesicht, stolz von Hand produzierten.

In meinem speziellen Fall hatte die Aktion gestern auch noch den positiven Nebeneffekt, dass ich wieder einmal einen Grund hatte, bei meinen Eltern anzurufen. Um meinen Konditor- und Bäcker-Papa nach der genauen Backzeit für 2 x 1 Pfund Brot zu fragen. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass es den Beiden gut geht, er auch gerade wieder am Backen ist und hielt ein erquickliches Schwätzchen. Das meine Laune ebenfalls schlagartig besserte.

Selbermachen macht glücklich und entspannt!

Und das Ergebnis? Nach knapp einer Stunde holte ich glücklich, stolz und zufrieden zwei Prachtexemplare aus dem Ofen:

Ein Haselnussbrot und ein normales Bauernbrot.

Ebenfalls strahlend mit glühenden Wangen über das gelungene Ergebnis. Freute ich mich bereits auf die erste frische Scheibe duftenden Brotes mit frischer Butter und selbst gekochter Apfelstrudel Marmelade.

Fertiges-Brot

Mit einem Mal waren die Wut im Bauch und die negativen „fremdbestimmten“ Gedanken verschwunden. Ich hatte ein Erfolgserlebnis, habe  etwas Sinnvolles für mein eigenes Leben geschaffen und die negativen Energien für zwei Stunden komplett ausgeblendet. Ein Hobby Psychologe würde vermutlich sagen: anderweitig kanalisiert und zu etwas Positivem, „Eigenem“ umgewandelt.

Und ein weiterer schöner Nebeneffekt: mein Mann freut sich viel mehr über frisch gebackenes Brot als über eine schlecht gelaunte Ehefrau (geht mir ja, ehrlich gesagt, selbst so!). In diesem Sinne ist er quasi mein bester Therapeut. Denn er isst mit grossem Genuss all die feinen Dinge, die ich koche und backe.
So kommt er z.B. auch in den Genuss von feiner, stundenlang geköchelter Bolognese Sauce zu seinen Spaghetti oder von schmackhafter Gemüsesuppe, wenn ich das Gefühl habe, mich und meine Lieben trösten zu müssen. Appenzeller Chäshörnli oder von scharfem, exotischem Curry, wenn ich friere oder erschöpft bin…Für jede Gemütsverfassung das passende Rezept, der perfekte Geschmack und die entsprechende Zubereitungsart.

Und falls Du Dich jetzt fragst, was ich koche, wenn ich rundum glücklich und zufrieden bin? – Nun, da gibt es Vieles. Aber spontan würde ich sagen: eine ordentliche Portion selbst geschnitzte Pommes Frites mit Ketchup & Mayo…die machen dann noch glücklicher.

Wenn Du den Hand gekneteten Geheimtipp gegen schlechte Laune gerne selbst einmal ausprobieren möchtest. Ob mit oder ohne Wut im Bauch, dann findest Du das Rezept dazu hier…

Brot-Anschnitt

Und für alle anderen „Gemüts-Rezepte“ wird es hier im Blog ab und zu weitere Anleitungen geben, wenn es mal wieder heisst:

„Menno, die Welt ist schlecht…!“

Hast Du auch persönliche Geheimtipps auf Lager, damit sich Dein Gemüt wieder abkühlt?  Vielleicht möchtest Du mir ja im Kommentar unten Dein persönliches Rezept verraten, um die schlechte Laune zu vertreiben. Damit wir gemeinsam wenigstens unsere kleine persönliche Welt, im Rahmen unserer Möglichkeiten, „ein Bisschen besser machen können“…

nurMut…es wird nichts so heiss gegessen wie gekocht. Petra

4 Kommentare zu Die Welt ist schlecht – Ein Geheimtipp gegen schlechte Laune.

  1. Hallo Petra,
    auch ich habe mich wiedererkannt ?
    Neben Brot backen als Garant für gute Laune sind auch Spaziergänge im Wald mit dem Hund eine Alternative um wieder Abstand zu gewinnen.
    Lauschen auf die Geräusche, die gute Laune der Hunde, die überall begeistert etwas zu schnuppern finden… Die Gerüche.. Vielleicht noch ein anstrengenden Stück Weg, und sogar noch gekrönt mit einer schönen Aussicht… Das relativiert den Ärger meistens auch ganz gut. Wenn nicht : länger laufen ?

  2. Liebe Petra, ich musste einige Male wirklich schmunzeln beim Lesen….habe mich oft wieder erkannt 🙂 wenn ich so eine schreckliche Woche (oder nur einen schrecklichen Tag), dann hilft bei mir putzen zum Abreagieren und danach eine Tafel dunkle Schokolade 🙂 Dann geht’s mir meistens wieder gut!
    Deinen Tipp mit dem Brotbacken werde ich auch mal probieren 🙂
    Alles Liebe und eine schöne Restwoche, Vesna

    • Liebe Vesna, gestern habe ich deinen Tipp mit dem Putzen ausprobiert…MP3 Player mit Lieblingssongs ins Ohr gestöpselt, T-Shirt „Putzen ist Sport“ angezogen..und los gings…in den höchsten Tönen mitsingend, wischte und saugte ich den ganzen Nachmittag. Und siehe da, danach war die Laune auf dem Höhepunkt und die Wohnung sauber! Genial, danke für Deinen Tipp und liebe Grüsse Petra 😉

  3. Hallo Petra
    Es ist für mich eine Freude zu lesen, dass meine Beruflichen Tätigkeiten für dich eine Ausfahrt darstellen können, in einer Zeit wo du glaubst die ganze Welt ist gegen dich. Wenn du in einer Zeit wie von dir geschildert,so Hervorragendes und schönes Brot herstellen kannst, ist es mir nicht Bange um dich (euch).
    Petra mach weiter so ich bin Stolz auf dich.

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