Das zauberhafte erste Mal, wenn Träume Realität werden

Great things never came from comfort zone

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Das zauberhafte erste Mal.

Kennst Du das auch? Aus heiterem Himmel fällt Dir ein Zitat, eine Liedzeile oder ein Satz aus einem Lieblingsbuch ein, das just in diesem Moment so gut zu Deinem Leben passt. Oder zu einer Situation, in der Du Dich gerade befindest. Dein Unterbewusstsein liefert Dir den passenden Satz dazu, der Dich in Gedanken nicht mehr loslässt und Du denkst darüber nach.
Vor ein paar Tagen ist mir das wieder einmal passiert. Und hat mich nicht mehr losgelassen.

Hermann Hesse, einer meiner Lieblingsschriftsteller, hat in seinem bekannten Gedicht „Stufen“ geschrieben:

»…und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…«

Der Satz, der mich seit Tagen beschäftigt. Vielleicht, weil ich in letzter Zeit erstaunlich viele Anfänge gewagt und Dinge zum ersten Mal gemacht habe, an die ich in den Jahren zuvor höchstens im Traum gedacht hätte. Und ihn tatsächlich jedes Mal gespürt habe, diesen Zauber, von dem Hesse spricht.

Kinder machen fast alles das »erste Mal« und sind glückliche, unbeschwerte Wesen.

Was haben wir in unserem Leben bis jetzt nicht alles neu begonnen und zum allerersten Mal gemacht?
Als Kind ist quasi jeder Tag ein »erstes Mal«. All die neuen Eindrücke, Bilder, Gerüche, Geräusche und Geschmacksrichtungen, die wir täglich als Kind entdecken, und die unseren Augen und unserem Gesichtsausdruck einen zauberhaften Glanz verleihen. Jeder Tag ein zauberhafter Tag! (Ausser vielleicht, wenn wir den Geschmack von Spinat das erste Mal erkunden).
Sind Kinder deshalb so fröhlich, unbeschwert und ausgelichen, weil sie jeden Tag ein kleines »erstes Mal« erleben? Und ständig Dinge das erste Mal tun, lernen und meist damit ein Erfolgserlebnis verbinden?

Auch als Heranwachsende und junge Erwachsende haben wir noch ganz viele neue Anfänge und »erste Male«.
Vom ersten Date zum ersten Kuss bis zum berühmten »Ersten Mal«.
Das erste Auto, an das sich viele von uns auch im fortgeschrittenen Alter noch mit glänzenden Augen und einem sentimentalen Schmunzeln erinnern. Oder die erste Fahrstunde, als man die Kupplung „schnäppern“ liess und das Auto mit einem Satz nach vorne schnellte.
Der erste Job, das erste selbst verdiente Geld, die erste eigene Wohnung. Alles Erlebnisse, die mit starken Emotionen und meist mit einem gewissen Zauber des Neuanfangs verbunden sind. Dem Zauber des neuen Ufers, zu dem man sich zu schwimmen traut, auch Lebensabschnitt genannt.

Möglicherweise die erste aufregende Flugreise. Oder das erste Bad im Meer, wenn man mit einer Grimasse das erste Mal feststellt, dass die Suppe des Ozeans ganz schön versalzen ist. Und man dennoch fassungslos und tief berührt  das erste Mal die Weite des Horizonts wahrnimmt.
Der erste hohe Berggipfel, den man per pedes und ausser Atem im Eigenantrieb erklommen hat und dessen Aussicht einem erneut den Atem raubt.

das-zauberhafte-erste-mal-schwarzhorn-flüellapassEinige persönliche zauberhafte »erste Male« mit Herzklopfen.

Ab 50 tendiert man vielleicht eher dazu, ab und zu einen Blick zurück zu wagen, um eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Und einen ganz scheuen nach vorne, um vielleicht abschätzen zu können, wieviele neue Abenteuer möglicherweise noch Platz haben könnten auf dem Lebenskonto. Dabei sind mir jüngst einige meiner persönlichen Herzklopf-Highlights in der Liste des »ersten Mals« eingefallen:
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  • Mit 5 Jahren das erste Mal meinen eigenen kleinen Hund in den Armen halten…unvergesslich und prägend bis heute…
  • Zwischen 5 und 16 fast jeden Tag ein neues »Aha-Erlebnis« (zu viele für diesen Artikel).
  • Mit 16 die ersten Ferien in Italien und das erste Mal im Mittelmeer baden.
  • Mit 17 das erste Mal in Papa’s Auto die Privatstrasse hoch und runter fahren.
  • Mit 18 das erste eigene Auto: ein alter Polo.
  • Mit 22 der erste Job.
  • Mit 24 das erste Mal in eine eigene Wohnung in München ziehen.
  • Mit 25 das erste Mal Venedig sehen und dort die erste Portion Ruccola Salat probieren.
  • Mit 40 die ersten freien Löwen in Afrika sehen.
  • Mit 41 die Karriere an den Nagel hängen und in der Schweiz einen neuen Lebensabschnitt beginnen.
  • Mit 45 den LKW Führerschein machen, um im Expeditionsmobil durch die Welt zu reisen.
  • Mit 46 den ersten 3’000er besteigen, den Gipfel des Schwarzhorns in Graubünden.
  • Mit 48 den ersten eigen Blog nurmut.ch ins Leben rufen & eigene Texte veröffentlichen.
  • Mit 50 die erste Fernwanderung meines Lebens von München nach Venedig zu Fuss unternehmen…und dabei:
    • das erste wilde Edelweiss in den Alpen sehen,
    • mein erstes Buch darüber schreiben,
    • und auf den ersten Lesungen meines Lebens viele interessante, gleichgesinnte Menschen kennenlernen und sie dazu inspirieren, auch wieder einmal etwas »Verrücktes«, Neues zu tun…

…schön, dass das Leben nach oben noch offen ist!

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Es gibt natürlich soviel mehr besondere »erste Male« in meinem, in Deinem und sicherlich in jedem anderen, persönlichen Lebenslauf. Hast Du über Deine »ersten Male« auch schon bewusst nachgedacht? Und fragst Du Dich nicht auch manchmal, ob es wirklich genug sind für ein einzig(artig)es Leben?

Was hindert uns daran, noch mehr zauberhafte »erste Male« im Leben zu sammeln?

Mir fällt auf, dass diese zauberhaften »ersten Male« bei vielen Menschen mit zunehmendem Alter abzunehmen scheinen. Ja, ganz zu verschwinden drohen. Ich kenne nur noch wenige Menschen in meinem Alter oder älter, die mir mit leuchtenden Augen und roten Wangen begeistert von etwas erzählen, das sie das erste Mal gemacht haben. Und das sie mit einem besonderen Zauber in den Bann zieht. Dabei erzählen doch alle immer davon, was sie in ihrem Leben gern noch machen würden, wovon sie träumen. Selbst Bücher zu diesen Themen verkaufen sich gut in hohen Auflagen. Dennoch wagt man als Erwachsener immer weniger Neuanfänge und kaum noch die Verwirklichung einer Idee oder eines Traumes. Leider…

Woran mag das liegen? Am zunehmenden Bedürfnis nach Sicherheit, Risikominimierung oder der Bequemlichkeit gewohnter Routinen? Vielleicht auch an den bekannten Ausreden und Glaubenssätzen:

»Das haben wir immer schon so gemacht.
Das haben wir noch nie so gemacht.
Die anderen machen das halt auch so.
Das geht doch nicht. Was sollen die Leute denken?«

Liegt es daran, dass uns die Gesellschaft, die Werbung und unser Umfeld suggeriert, dass es eben normal ist, wenn man mit zunehmendem Alter passiver wird oder vornehm ausgedrückt: »gesetzter«? Dass man eingeschlagene Bahnen nicht mehr verlässt und an alten Gewohnheiten besser nicht mehr rührt?

Oder liegt es doch vielleicht einzig und allein an uns selbst?

Weil wir uns nicht trauen.
Weil wir die Bequemlichkeit und die Sicherheit der Komfortzone auf keinen Fall verlassen möchten, verzichten wir lieber auf das aufregende Herzklopfen vor dem ersten Mal?
 Entsagen wir dem anregenden Hoffen und Bangen, ob alles wohl gelingen mag, um vielleicht nicht enttäuscht zu werden? Und versagen uns damit selbst das erhebende Gefühl von Stolz und Erfolg, wenn uns etwas das erste Mal gelungen ist, und wir einen langgehegten Traum endlich in die Tat umgesetzt haben.
Kein himmelhoch jauchzend…aber auch kein zu Tode betrübt? – Das Leben im Mittelmass…ist sicher…(und) stinklangweilig!

»Manche leben mit so einer erstaunlichen Routine, dass es schwer fällt zu glauben, sie lebten zum ersten Mal…« Stanislaw Jerzy Lec

Ich möchte diesem Zitat des polnischen Lyrikers noch hinzufügen: »…und nur ein einziges Mal.«

Vorausgesetzt man ist kein Buddhist, gehen wir davon aus, dass wir nur ein einziges Mal auf dieser wunderbaren Welt mit all ihren Möglichkeiten und Chancen leben. Und wenn wir es richtig machen, dann sollte das auch reichen. Wieso nutzen wir also oft nur einen Bruchteil unserer Zeit für neue, wunderbare »erste Erfahrungen«, die uns doch eigentlich so viel positive Gefühle bringen?

Aus der eigenen Erfahrung der letzten Jahre und Monate plädiere ich dafür, niemals aufzuhören, die bezaubernden »ersten Male« in unser Leben zu lassen, die es doch so sehr bereichern. Denn solange wir Herzklopfen und glänzende Augen haben, sind wir lebendig…und jung im Kopf wie die Kinder, die wir doch alle einmal waren…und tief in uns drin auch immer ein wenig bleiben werden…

…oder um es noch einmal mit Hesse zu sagen:

»Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!«

Was wirst Du demnächst »das erste Mal« in Deinem Leben tun? Oder hast es gerade getan? Und von welchem »alten Zopf«, Glaubenssatz oder Lebensabschnitt wirst Du dich damit möglicherweise verabschieden? Um zu neuen, spannenden Ufern zu gelangen….

nurMut – glaub mir, jedes erste Mal tut richtig gut!

 

 

2 Kommentare zu Das zauberhafte erste Mal, wenn Träume Realität werden

  1. Reinhard & Paula // 01/07/2019 um 8:51 // Antworten

    Guten Morgen Petra,
    gerade kam ich von einem dreitägigen „Training“ zurück (spezielles Offroadfahren lernen). Und als ich heute früh mein Laptop öffnete, war zufälligerweise Deine Website offen. Natürlich wieder einmal ein bisschen gestöbert und bin auf diesen Artikel (wie immer „grandios“) gestoßen. Und spontan kam mir folgende „Änderung“ in den Sinn, bei einem Zitat:
    „Das Leben im Mittelmaß…ist sicher…(und)…stinklangweilig“. Einfach nur das „und“ in Klammern setzen und bei einigen Deiner Leserinnen und Leser gehört es bestimmt komplett gestrichen.
    In diesem Sinne wünsche ich einen hoffentlich erfreulichen Wochenstart.
    Beste Grüße
    Reinhard und Paula

    • Guten Morgen Reinhard (& Paula),

      ja, das ist wohl wahr, ich werde Deine Änderung einbauen ;-). Mußte gerade selbst wieder schmunzeln, als ich den Artikel nochmals gelesen habe. Denn im Alltag vergißt man seine eigenen weisen Sprüche leider selbst oft genug. Wir wissen jedenfalls, was Du und Paula demnächst wohl das erste Mal machen werden..hihi. Und wir freuen uns schon drauf.
      Euch ebenfalls eine schöne Woche und bis bald.
      Herzliche Grüße Petra & das Rudel
      P.S. Und Herr Monet ist letzte Woche das erste Mal in einen eigenen kleinen Hundepool gestiegen…mit sehr gemischten Gefühlen, aber doch 😉

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