CARPE DIEM – Wenn Du zwischendurch mal dazu kommst…
Die unerträgliche Leichtigkeit der Unendlichkeit.
Von weisen Sprüchen und Ihrer Nachhaltigkeit.
Welche guten Vorsätze hast Du schon gefasst und schnell wieder gebrochen? Oder erst gar nicht versucht, in die Tat umzusetzen? Wie oft hörtest Du Dich schon sagen: „Das sollte ich nun wirklich einmal machen, wenn ich dann endlich mal Zeit habe!“ Oder: „Man sollte öfter…dieses und jenes machen.“ Und verschiebt die Vorhaben dann doch wieder aus Zeitmangel oder weil es gerade so gar nicht passt auf unbestimmte Zeit.
Dabei hörte und las man noch nie so oft wie in unserer heutigen Zeit überall den beliebten lateinischen Satz des römischen Dichters Horaz:
„CARPE DIEM“.
„Pflücke bzw. nutze den Tag“, verschiebe nichts auf morgen, sondern lebe genau jetzt in diesem Moment. Diese vielzitierte Weisheit gehört heute fast schon zum allgemeinen Sprachgebrauch. Und dient doch vielen trotzdem eher als tröstende Plattitüde, mal eben so dahin gesagt, denn als wirkliche Handlungsanweisung oder Lebensphilosophie.
Denn wir Menschen brauchen meistens erst einen wirklichen Anlass, einen äusseren Einfluss oder einschneidende Erlebnisse, um aus unserem täglichen, normalen Alltag und den üblichen Abläufen und Verhaltensmustern aufzutauchen. Einmal in Ruhe zu reflektieren und nachzudenken, um Dinge zu verändern.
Die unerträgliche Leichtigkeit der Unendlichkeit.
Wieso sollte man etwas hinterfragen, überdenken oder gar ändern, was im Grossen und Ganzen rund läuft und ewig so weiterzugehen scheint?
Wir haben eine Gabe, uns mit allen möglichen Dingen abzulenken, solange alles rund und gut läuft. Der Job fordert seinen Tribut. Die Familie sowieso. Und nicht zuletzt Freunde, Hobbies und die Medien. TV und Internet benötigen so viele Stunden unserer Lebenszeit und Aufmerksamkeit. Von der schönen Welt des Konsums gar nicht zu reden. Für ruhige Zeiten des Nachdenkens und Innehaltens bleibt da beim besten Willen oft gar keine Zeit und Musse mehr übrig.
Offensichtlich haben wir einen Mechanismus, der uns bei allem Tun und Handeln Unendlichkeit suggeriert. Und uns immer weiter antreibt, so wie bisher weiterzumachen. Kennst Du auch die Aussagen: „Wenn ich dann einmal in Pension sein werde, dann reise ich“… oder „Wenn ich im Lotto gewinne, dann….“ und „Wenn ich einmal Zeit habe, werde ich…“ Meist werden diese Vorhaben dann auf irgendwann in der angenommenen Unendlichkeit unserer Zukunft verschoben. Wir haben ja vermeintlich alle Zeit der Welt.
Obwohl die meisten von uns täglich behaupten, eigentlich gar keine Zeit zu haben. Das ist schon so eine seltsame Sache mit der Zeit…
Plötzlich und unerwartet ist alles anders.
Deshalb ist es nur allzu menschlich, dass ein Hinterfragen und Umdenken meist erst dann stattfindet, wenn man quasi dazu gezwungen wird. Wenn negative, traurige, bedrohliche oder angstmachende Ereignisse eintreten, die man selbst meist nicht beeinflussen kann. Nämlich solche, die den normalen Ablauf plötzlich unterbrechen oder stören. Die uns wenig sanft und meist abrupt in unserem normalen Tun und dem Gewohnten, Selbstverständlichen unterbrechen, uns „herausreissen“.
Das können alle Arten von Verlusten sein. Jobverlust, Trennung, Unfälle, Krankheit oder der Verlust eines geliebten Menschen durch den Tod.
Vielfach erkennen und merken wir erst nach einem Verlust, wenn wir jemanden oder etwas nicht mehr selbstverständlich und unendlich zur Verfügung haben, wie wichtig einem dieser Mensch, die Gesundheit, der Job eigentlich war. Was doch bis dato so selbstverständlich da war, eigentlich nichts Besonderes, keiner grösseren Aufmerksamkeit oder Beachtung wert im täglichen Einerlei. Plötzlich weg!
Meist sind wir dann wie vor den Kopf gestossen. Unerwartet, plötzlich passiert etwas, das doch gar nicht vorgesehen war. Das wir auf gar keinen Fall erwartet oder eingeplant haben. Das uns völlig aus der Bahn wirft. Und nachdenklich stimmt.
Dann verarbeitet man eine gewisse Zeit. Verdammt das Schicksal und jammert noch ein wenig. Schüttelt sich kurz wie ein nasser Hund. Und macht danach weiter wie bisher. Bis zur nächsten ungeplanten, lästigen Störung unseres straff organisierten Alltags.
CARPE EXPERIENTIA – Nutze Deine Erfahrung
Oder man nutzt solche Ereignisse. Erkennt bei aller Traurigkeit, Verzweiflung oder Verletzung einen gewissen Lerneffekt aus dem Geschehenen für sein weiteres Leben. Manche nennen es Sinn, andere Chance. Und nutzen die entstandenen Emotionen, Erfahrungen und Gedanken positiv für sich. Um die nächsten Schritte und ihr weiteres Leben entsprechend auszurichten. Oft ist das dann der Beginn eines Veränderungsprozesses oder Ausstiegs.
Aussteigen aus alten Verhaltensmustern, aus Abhängigkeiten, aus Sachzwängen. Oder aus dem ewigen, unendlich scheinenden Ablenkungsspiel, das uns soviel wertvolle Zeit kostet. Die wir alle doch eigentlich gar nicht haben…zumindest nicht unendlich, oder?
nurMUT…nutze Deine Zeit & Erfahrung! Petra
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