Als Frau alleine zu Fuss von München nach Venedig
Interview mit der erfahrenen Fernwanderin Beate Piehler
Auf unserer vierwöchigen Fernwanderung zu Fuss von München nach Venedig trafen wir eine sehr mutige Frau:
Beate Piehler aus Diedorf in Thüringen, die vom 02. Juli bis zum 30. Juli den Traumpfad ganz alleine zu Fuss quer über die Alpen gewandert ist. Wir hatten sie unterwegs auf unserer Route kennen- und schätzen gelernt und um ein Interview mit der erfahrenen Fern-Wanderin und Buchautorin gebeten.
nurMut: Liebe Beate, verrätst Du uns Dein Alter?
Beate Piehler: 56 Jahre (noch 2 Monate lang).
nurMut: War das Deine erste Fernwanderung alleine?
Beate Piehler: Ach herrje – das wird eine lange Geschichte! Bergtouren von bis zu zwei Wochen haben mein Mann und ich, früher auch mit unseren Töchtern, schon sehr viele unternommen, so zum Beispiel Tour Mont Blanc, Tour Monte Rosa, Touren in den Dolomiten, im Berchtesgadener Land und anderen Bergregionen. Immer war ich traurig, wenn die Wanderung zu Ende war.
Und dann habe ich mir kurz vor meinem 50. Geburtstag gesagt, im nächsten Jahr erfüllst du dir einen Traum und läufst ganz weit – den Jakobsweg von St. Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela und weiter bis ans sogenannte „Ende der Welt“. Und so bin ich 2010 zum ersten Mal wirklich weit gewandert, und zwar allein. Es war ein Genuss, sieben Wochen unterwegs zu sein.
Dann bin ich 2012 die Via Regia von Görlitz (polnische Grenze) nach Vacha (Rhön) gewandert, 2014 von Loccum (Niedersachsen) nach Volkenroda (Thüringen).
2013 hatte ich schon einmal den Versuch gestartet, von München nach Venedig zu wandern, musste aber nach 12 Tagen abbrechen, weil in dem Jahr noch zu viel Schnee in den Bergen lag, viele Pässe und Übergänge unpassierbar waren. Dieses Jahr bin ich zum zweiten Mal gestartet. Deswegen hatten wir das Glück, uns zu treffen.
nurMut: Wieso unternimmst Du gerne alleine so lange Wanderungen?
Beate Piehler: Wenn ich allein gehe, muss ich auf niemanden Rücksicht nehmen und keiner auf mich. Ich laufe gerne in der Morgendämmerung ohne Frühstück und ohne Lunchpaket los, bleibe viel stehen zum Fotografieren, mache nach den ersten zwei Stunden viele Pausen und genieße die Natur. Und außerdem liebe ich es, wenn mich niemand ablenkt und ich mich mit mir selbst auseinander setzen muss.
Wer würde sowas schon mitmachen, so eine Trödelei oder ohne Essen? Mein Mann schon, aber er kann nicht so lange Urlaub nehmen. Daran hapert es ja bei den meisten Menschen, wenn sie eine lange Auszeit nehmen wollen.
nurMut: Du bist Vollzeit berufstätig, wie organisierst Du so lange Urlaubszeiten am Stück?
Beate Piehler: Das muss man aushandeln. Für den Jakobsweg habe ich fünf Wochen Urlaub und zwei Wochen unbezahlten Urlaub genommen. Danach waren die anderen 3-4 Wochen Wanderungen kein Problem mehr. In dem neuen, meinem jetzigen Unternehmen musste ich lange verhandeln, bis mir 5 Wochen Urlaub dieses Jahr gewährt wurden.
nurMut: Welche Erfahrungen hast Du bisher als allein reisende Frau auf Deinen Wanderungen gemacht?
Beate Piehler: Erstaunen bis Unverständnis oder ungläubiges Kopfschütteln, wenn ich auf die Frage, mit wem ich unterwegs sei, nur antworte: „Mit niemandem, ich bin allein!“ Nachdem der oder die Fragende sich nochmal ungläubig vergewissert hat, ist die nächste Frage: „Und keine Angst?“ – Nein, ich fürchte mich nicht davor, in unbekannter Landschaft allein unterwegs zu sein, nur vor Naturgewalten wie Gewitter, Nebel, Sturm, Schnee oder Starkregen, besonders in den Bergen.
Das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten ist immer spannend, weil die Menschen bekanntlich so unterschiedlich sind. Man erfährt Geschichten, erlebt seltsame Begegnungen und bekommt Ratschläge oder bis dato unbekannte Informationen, die oft sehr wichtig sind. Durchweg sind Gleichgesinnte hilfsbereit. Andere Menschen, die man unterwegs trifft, sind neugierig, wissbegierig oder gleichgültig, alle Facetten begegnen einem unterwegs. Man muss einfach offen sein, dann sind es die anderen auch.
nurMut: Teilst Du Deine Erfahrungen mit anderen Menschen?
Beate Piehler: Ja, sehr gerne und ich begeistere gerne Menschen nach meinen Wanderungen mit Berichten und Vorträgen. Sie sind begeistert von der Natur, den Ausblicken, lustigen Begegnungen und vor allem von den Entfernungen, die man an einem Tag zurücklegen kann. Über einige meiner Touren habe ich auch Bücher geschrieben, so zum Beispiel vom Jakobsweg: „Unterwegs mit mir“, oder von einer Bergtour mit unserem Enkel im Berchtesgadener Land mit unerwartetem Ausgang: „Ein Buch für dich Jonathan“.
Über meinen ersten Versuch München – Venedig habe ich auch ein Buch veröffentlicht in Form eines Tagebuchs: „Aufgegeben, …aber nicht verloren“. Mein Erstlingswerk: „Ich wollte nie nach Nepal“ ist ein Tagebuch von unserer Trekkingtour in Nepal zum Basislager am Mount Everest und war als Geschenk für meine Familie gedacht. Doch wenn man es erst mal niedergeschrieben und einen Verlag gefunden hat, ist es einfach, es auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
nurMut: Was würdest Du anderen Frauen in erster Linie raten, die ebenfalls alleine wandern möchten?
Beate Piehler: Sie sollen es tun! Eure Seite heißt „Nur Mut!“, und das ist das Wichtigste! Sie müssen ja nicht gleich alleine ins Gebirge steigen, wenn sie nicht erfahren genug sind. Aber es gibt kreuz und quer durch jedes Land so viele Wanderwege, auf denen man sich erproben kann. Am besten mit einer oder zwei Wochen anfangen und sehen, ob es einem gut tut. Es ist nicht so einfach, wie es sich anhört, denn man darf nicht vergessen, dass Beine und Füße über 10kg mehr Gewicht fortbewegen müssen. Oft kommt man an seine Grenzen und lernt sich selbst ganz anders kennen. Aber das Allerschönste ist das Ankommen, dieses Gefühl ist unbeschreiblich und man braucht einige Zeit, bis man begreift: Ich habe es geschafft!
nurMut: Wie reagiert Deine Familie auf Deine Wanderunternehmungen?
Beate Piehler: Nun, ich denke, sie machen sich Sorgen um mich. Deswegen stehen wir auch täglich per Handy in Kontakt, damit sie wissen, es ist alles okay, mir geht es gut.
nurMut: Wieso ausgerechnet die Strecke München-Venedig?
Beate Piehler: Wen einmal das Fernwanderfieber gepackt hat, der will immer wieder. Ihr spürt es ja nun auch. Den Funken gesetzt hat mein Pilgerkamerad vom Jakobsweg. Er schickte mir Unterlagen zu dem „Traumpfad“, die ich mir ansah, und schon stand der Entschluss fest. Wenn ein Wanderweg Traumpfad heißt, dann kann es nur traumhaft sein, ihn zu gehen. Es hat mich gereizt, über so viele Berge zu steigen und in einer so berühmten Stadt wie Venedig anzukommen.
nurMut: Wie hast Du Deine konkrete Route und die 29 Tagesetappen geplant?
Beate Piehler: Vor meinem ersten Versuch habe ich mir einen Wanderführer gekauft. Hierin findet man alle Tipps, und was man braucht. Ich habe mich auch mit den Tagesetappen nach dem Buch gerichtet, nur einmal aus drei Etappen zwei gemacht, und einmal aus zwei Etappen, die mir zu lang waren, drei Wandertage.
Das Nervige ist nur, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass man bei Ankunft am Tagesziel auch eine Unterkunft, oder ein Bett in der Hütte bekommt. Also muss man sich immer ein bis zwei Abende vorher die nächste Unterkunft buchen. Auf dem Jakobsweg war das ganz anders: Da ist man gelaufen und wenn man aus irgendeinem Grund keine Lust mehr hatte, weiter zu wandern, hat man im nächsten Ort nach einer Herberge gefragt. Mittlerweile ist der Pilgerweg so gut ausgebaut, dass es nur wenige Orte gibt, die keine Herberge haben.
nurMut: Wie lange und mit welchen speziellen Massnahmen hast Du Dich körperlich auf die Alpenüberquerung vorbereitet?
Beate Piehler: Das ist nicht zur Nachahmung empfohlen: Überhaupt nicht! Ich hatte keine Zeit dazu, obwohl ich mir jeden Tag vornahm: „setz den Rucksack, gefüllt mit einigen Wasserflaschen auf und wandere ein paar Kilometer.“ Aber beim Vorhaben ist es dann geblieben, weil ich beruflich sehr eingespannt war. Vor dem ersten Versuch 2013 hatte ich regelmäßig zwei Monate lang Kraft- und Muskelaufbautraining in einem Fitnessstudio gemacht. Diesmal gar nichts. Ich dachte mir, die ersten drei Tage geht es erst noch durch die Ebene, da hat mein Körper Zeit genug, sich an die ungewohnte Belastung zu gewöhnen.
nurMut: Hat das ausgereicht oder hattest Du Muskelkater nach drei Tagen Wandern am Stück?
Beate Piehler: Bisher hatte ich immer Muskelkater, beginnend am 2. Tag, egal welche Wanderung. Das kommt aber durch die ungewohnte Belastung der Beine mit mehr als 10kg Mehrbelastung. Spätestens am 4. Tag hat sich mein Körper daran gewöhnt, und der Muskelkater ist wieder weg. So war es dann diesmal auch, und ich war halt darauf eingestellt und habe die Zähne zusammengebissen. Das Schöne aber ist, dass man sich im Nachhinein nicht mehr daran erinnert, und nichts Negatives im Gedächtnis haften bleibt.
nurMut: Wie schwer war Dein Rucksack und was rätst Du anderen Fernwanderern bezüglich der Ausrüstung?
Beate Piehler: Also zwischen 11-12 kg schwankt das Gewicht, je nachdem, wie viel Trinken man für den Tag einpacken muss. In den Wanderführern steht alles gut beschrieben, was es für Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand gibt. Wenn es gar keine Versorgungsmöglichkeit unterwegs geben sollte, dann hat man eben mehr im Rucksack.
Wichtig ist, dass man leichte Funktionswäsche im Gepäck hat und man muss nur eine wärmende Jacke mithaben, der Rest kurzärmelige Shirts. Bei Kälte kann man mehrere Sachen übereinander ziehen, wie eine Zwiebel. Wenn man zwei gute Outdoor-Hosen hat, braucht man keine Regenhose weiter und wenn man eine wasserabweisende Jacke mit hoher Wassersäule hat, braucht man kein Regencape, nur einen Rucksacküberzieher. Natürlich bleibt Kosmetik daheim und das Notwendigste sollte in kleiner Abpackung sein. Creme spart man sich, wenn man Sonnenschutzcreme mit Hautpflege nimmt. Was nicht vergessen werden darf, ist eine Sammlung erster Hilfe Utensilien. Und für den Notfall sollte man immer eine Rettungsdecke dabei haben!
nurMut: Welcher Teil der Ausrüstung ist für Dich bei einem solchen Unternehmen am meisten unverzichtbar und warum?
Beate Piehler: Meine Wanderstöcke! Ohne Stöcke würde ich nicht wandern. Damit kann ich meine Beine/Füße entlasten, bergauf genauso wie bergab.
nurMut: Was würdest Du das nächste Mal zuhause lassen?
Beate Piehler: Nichts von alledem, was ich mit hatte! Vielleicht eine Bluse und ein Shirt, aber das wiegt ja kaum was. Ansonsten habe ich alles gebraucht, was ich dabei hatte.
nurMut: Was hast Du in den 29 Tagen unterwegs am meisten vermisst?
Beate Piehler: Manchmal das Fernsehen, meine Serien. Ich weiß, das klingt blöd, aber ich habe auch Schwächen!
nurMut: Hast Du einen Geheimtipp gegen Blasen an den Füssen?
Beate Piehler: Gute Bergschuhe/Wanderschuhe. Ich kann nur jedem raten, auch bei Fernwanderungen in der Ebene Bergschuhe zu tragen, die bis über die Knöchel gehen. So haben Füße und Knöchel guten Halt, ob man nun stolpert oder nicht. Sie sollten nicht neu sein, dürfen aber auch nicht zu ausgetreten sein. Aber ich muss auch sagen, dass es Menschen gibt, die zur Blasenbildung neigen. Ich habe in meinem Leben nur ein Mal unter jeder Ferse eine Blase gehabt und das kam von meinem durchgetretenen Schuhen. Dass sie eigentlich nicht mehr geeignet waren, habe ich nicht gemerkt, nur dass am dritten Tag plötzlich die Blasen da waren.
nurMut: Und wie lautet Dein Geheimrezept, um die Strapazen von 550 Kilometern, grösstenteils über die Alpen, mental durchzustehen?
Beate Piehler: Das hört sich jetzt sicher lächerlich an: Aber ich schimpfe und meckere mit meinen Füßen, versuche sie zu bestechen, noch eine viertel Stunde durchzuhalten, verweigere eine Pause, wenn ich noch nicht mein nächstes gestecktes Ziel erreicht habe (z.B. eine Stunde laufen bis zur nächsten Pause, oder bis zum nächsten Ort oder Abzweig). Und wenn gar nichts mehr hilft, fluche ich auch mal laut. Ansonsten habe ich keine Probleme und bin immer guter Dinge.
nurMut: Gab es Lieblingsetappen?
Beate Piehler: Ja, das war die Etappe von der Kreuzwiesen-Hütte zur Schlüterhütte. Da war ein kleiner Bergsee mit einem Schiff darauf, dahinter das herrliche Panorama mit dem Peitlerkofel.
Überhaupt hatte man auf dieser ganzen Tagestour immer wieder herrliche Aussichten. Ansonsten gäbe es noch so viele schöne Etappen, so auch von Hinterriss zum Karwendelhaus, von Pfunders zur Kreuzwiesen-Hütte oder auch von Alleghe zur Tissi-Hütte. Mit so vielen wunderschönen und traumhaften Wegabschnitten trägt dieser Fernwanderweg wirklich seinen Namen „Traumpfad“ zu Recht.
nurMut: Oder sogar DAS eine Lieblingsplätzchen auf der Tour?
Beate Piehler: Oh, nicht wirklich, denn ich hatte viele schöne Plätze, auch mehrere an einem Tag, an denen ich lange Pausen gemacht habe. Aber eines war besonders schön: Auf dem Weg vom Grödner Joch zur Boèhütte kommt man kurz vor dem Ziel auf den Zwischenkofel und hat eine herrliche Rundumsicht. Hier bin ich gut 1,5 Stunden geblieben und habe diese Aussicht und das beeindruckende Panorama genossen.
nurMut: Welches war der schwierigste Teilabschnitt oder die kritischste Situation?
Beate Piehler: Das war in den Dolomiten, auf dem Weg vom Pass Duran zur Rifugio de Fontana. Für den Tag war ab Mittag Regen und Gewitter angesagt. Und tatsächlich zog dann vor dem Aufstieg zur Scharte Portela del Piazedele unterhalb der Cima di Cittá rasch Nebel auf. Zum Glück überholten mich da gerade drei Männer, denen ich gefolgt bin. Aber es war schwer, mit ihnen Schritt zu halten, doch ich habe sie nie aus den Augen verloren. Wenn der Nebel kurz aufriss, sah ich sie weiter oben am Berg. Als ich dann die höchste Stelle des Tages (2395m) erreicht hatte, riss der Nebel kurz auf, und ab und an lugte kurz die Sonne hervor. Nach einer kurzen Pause machte ich mich an den 700 Meter tiefen Abstieg. Und kaum hatte ich die sichere Hütte erreicht, begann ein heftiges Gewitter mit Starkregen. Gerade nochmal Glück gehabt.
nurMut: Verrätst Du uns Deinen Budgetrahmen für die 4 Wochen?
Beate Piehler: So genau kann ich das gar nicht sagen, da ja mein Mann in der zweiten Woche vier Tage mit gewandert ist. Aber im Schnitt habe ich pro Tag zwischen 40,00 und 70,00 Euro ausgegeben, rund 1.500,00 Euro. Ich muss aber dazu sagen, dass ich sehr spartanisch gelebt habe, besonders in Bezug auf das Essen: Selten Frühstück und abends nie Menü.
nurMut: Du bist also nicht nur grösstenteils alleine, sondern auch noch „low budget“ gereist. Wäre es mit weniger spartanischem Budget realistisch pro Person und Tag ca. €70.- – €80.- zu kalkulieren?
Beate Piehler: Ja, absolut! So viel sollte man mindestens einplanen, denn für ein Zimmer mit Halbpension muss man ca. 50,00 – 60,00€ rechnen. Dann kommt noch hinzu, dass man zum Essen auch was trinkt und am Tag noch einkehrt, um zu trinken oder zu essen. Am preiswertesten waren für mich natürlich die Berghütten, die vom Alpenverein betreut/geführt werden. Dort zahle ich als Mitglied ca. 15,00€ für einen Schlaflagerplatz plus Essen und Trinken. Ich denke, um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man lieber von 2.000,00€ gesamt für vier Wochen ausgehen und hat dann eventuell etwas übrig. Aber jeder kennt sich und seine Ansprüche selbst am Besten und kann dann einschätzen, wieviel er brauchen wird.
nurMut: Was schätzt Du am meisten an den Alpenhütten und was überhaupt nicht?
Beate Piehler: Auf den meisten Berghütten geht es herzlich zu und jeder ist willkommen. Was mich allerdings nervt ist, dass man auch hier vorsichtshalber immer reservieren sollte. Wenn man Alpenvereinsmitglied ist, können sie dich zwar nicht wegschicken, aber sich dann mit einem Notlager zufrieden geben zu müssen, ohne Groll im Herzen, das erfordert schon Selbstdisziplin. Das ist uns so im Tuxer-Joch-Haus ergangen, wo wir um 15.30 Uhr ankamen. Wir mussten bis nach 18.00 Uhr warten, bis wir dann zwei Matratzen auf dem Boden in einem Zweierzimmer zugewiesen bekamen. Aber einer von zwei anderen Wanderern, die noch nach uns kamen, musste sogar auf einem aufgeklappten Sessel auf dem Flur schlafen.
nurMut: Wie denkst Du über Wanderer mit Hund?
Beate Piehler: Die bewundere ich! Einerseits den Hund, der sowas mitmacht und andererseits die Besitzer, die dafür so manches in Kauf nehmen müssen. Ich habe überhaupt gestaunt, dass es doch so viele Unterkünfte gibt, in denen ein Hund akzeptiert wird.
nurMut: Was ging Dir spontan am Start auf dem Marienplatz in München durch den Kopf?
Beate Piehler: Endlich ist es soweit! Möge diesmal alles gut gehen, und der meiste Schnee auf den Bergen schon geschmolzen sein.
nurMut: Und was bei der Ankunft auf dem Markusplatz in Venedig?
Beate Piehler: Das weiß ich nicht mehr, weil, …da kann man nicht denken. Da empfindet man nur Freude. Ich habe die Arme in die Luft gestreckt, beide Daumen nach oben fürs Foto, die vielen Menschen auf dem Markusplatz angeschaut und mir gesagt: „Jetzt bist Du da, Du gehörst zu den Besuchern von Venedig“. Nur dass diese vielen Menschen nicht zu Fuß kamen.
nurMut: Welche Fernrouten stehen noch auf Deiner Wander-Wunschliste?
Beate Piehler: Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht. Ich lasse mich einfach inspirieren, vielleicht Teilstücke der Via Alpina. Auf jeden Fall werde ich nochmals den Jakobsweg gehen, und das vielleicht von Deutschland aus, durch Österreich oder die Schweiz, aber mit Sicherheit nicht durch Frankreich. Ich bin der Sprache nicht mächtig, und in Schweiz und Österreich versteht man mich wenigstens. Leider werde ich damit warten müssen, bis ich im Ruhestand bin, denn ohne Zeitdruck würde ich mal ein halbes Jahr einplanen.
nurMut: Wirst Du auch ein Buch über Dein München-Venedig Abenteuer schreiben?
Beate Piehler: Das fragen alle, die mich kennen, aber ich weiß es nicht. Ich sage vorsichtshalber erst mal nein. Ich habe diesmal kein Tagebuch geführt, was ungewöhnlich für mich ist. Weil dann aber unterwegs doch hin und wieder der Drang kam, zu schreiben, habe ich in den Wanderführer zur jeweiligen Etappe an den Rand geschrieben. Ich weiß nicht, ob mich diese Notizen und meine vielen Fotos letztendlich doch zu einem Buch inspirieren werden.
nurMut: Wie und wo kann man Deine anderen Bücher beziehen?
Beate Piehler: Leider bin ich noch nicht so berühmt, dass meine Bücher in Buchhandlungen liegen und man mir nachläuft, um ein Autogramm im Buch zu bekommen. Aber ganz einfach bekommt man meine Bücher online, als Print-Exemplar oder als E-Book, auch im Ausland, bis hin nach Amerika. Und so kann man meine Bücher in allen Online-Buchshops wie zum Beispiel orellfuessli.ch, books.ch, talia.de, buch.de oder amazon.de bestellen.
nurMut: Liebe Beate, wir danken Dir für Deine offenen Antworten und Deine Zeit. Mögen noch viele interessante Wanderungen und Begegnungen in Zukunft auf Dich warten! Und die Sache mit der Berühmtheit wird sich nach diesem Interview hoffentlich schlagartig ändern…
Ich wünsche mir einen Nachmittag nur Erzählungen!!
Ich bin begeistert. 🙂
Tolles Interview hat mir gut gefalle, sehr ehrlich und mit Humor! Ich bin 23 und auch schon mehrere Jakobswege alleine gelaufen und es war genial! Denn du bist zwar alleine aber nie ohne Freunde!
Jetzt möchte ich auch von München nach Venedig 🙂 Hoffe dort wird es mir was die Freunde angeht so wie auf dem Jakobsweg ergehen.
Ich habe zwar schon öfters Tagestouren in den Bergen gemacht aber von Karten und Kompass verstehe ich jetzt nicht so viel, sollte ich mir da erstmal noch Wissen aneignen oder reicht es das Wetter vorher Online nach zu schauen und mich an anderen Menschen zu orientieren? LG Vincent
Lieber Vincent, sorry, dass ich jetzt erst was dazu schreibe, habe lange nicht auf dieser Seite (dem Interview) vorbei geschaut, nur von Petra immer das Neuste gelesen.
Also es gibt ja gute Wanderführer mit Karten und ich besitze keinen Kompass. Das Wtter bekommt man überall gesagt und ist abends immer Thema an den Tischen. Das einzige was mich immer genervt hat, dass man vorsichtshalber spätestens am Abend vorher den nächsten Schlafplatz buchen muss/sollte, wenn man keine Pleite erleben will. Dies ist auf dem vielbewanderten Jakobsweg nicht nötig.
Freunde findet man immer unterwegs und entscheidet selber, wen man wie lange begleiten möchte 🙂
Ich kann nur sagen: Tu es und geh von München nach Venedig, es ist absolut lohnenswert! Petra kann es bezeugen 🙂
Herzliche Grüße
Beate
Liebe Diana, Susanne und Bärbel!
Schöne, dass ihr euch die Zeit genommen habt, zu lesen. Vielen lieben Dank für eure Kommentare!
Herzlichst Beate
Liebe Beate,
du bist ein Wahnsinnsweib und wirst es immer bleiben:)
Liebe Beate
D A N K E
Liebe Frau Piehler
Mein vollsten Respekt vor so einer Wahnsinns Leistung und dann noch ganz allein ?
Da gehört eine ordentliche Portion Mut dazu.
Es ist inspirierend mal selbst über sich hinauszugehen und mit etwas Mut Dinge zu schaffen, wo man nie geglaubt hätte sie jemals zu wagen.
Respekt !!!